Unverantwortlicher HIV-Test

Eine US-Firma will bald einen HIV-Schnelltest anbieten. Ganz bequem kann man dann zuhause innerhalb von 20 Minuten erfahren, ob man das tödliche Virus in sich trägt oder nicht. Vorausgesetzt, man bekommt keine Falschdiagnose.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Wer wissen will, ob er sich mit dem HI-Virus angesteckt hat, muss für den Test bisher zum Arzt. Künftig könnte es jeder in 20 Minuten selbst herausfinden – das verspricht die US-Firma OraSure Technologies über ihren „OraQuick In-Home HIV Test“. Die US-Zulassungsbehörde FDA bescheinigte ihm vorab schon mal, dass er „angemessen sicher und effektiv“ sei.

Bei genauem Hinsehen ist die Leistung des Tests jedoch kritisch zu sehen, und das nicht nur deshalb, weil die Fehlerrate auch nach FDA-eigenen Maßstäben über der akzeptablen Grenze liegt. Falsch positive Ergebnisse kommen zwar relativ selten vor. Nur in 0,00003 Prozent der Fälle müssen Gesunde annehmen, infiziert zu sein. Umgekehrt fällt der Test jedoch zu sieben Prozent irrtümlich negativ aus, gaukelt also Infizierten vor, sie seien gesund. Für die Behörde überwiegen dennoch die Vorteile. Ihrer Meinung nach sind die paar Fälle, in denen die Infektion unerkannt bleibt, vernachlässigbar gegenüber dem Gewinn, den es bedeutet, wenn mehr Leute diagnostiziert werden. Von einer Zulassungsbehörde erwarte ich aber, dass sie strenge Sicherheitsanforderungen stellt und sie selbst einhält.

Der OraQuick-Test wird vermutlich zugelassen werden, zumindest in den USA. Es wird auch nicht der letzte Apotheken-Test für schwere Krankheiten sein. Die laxe Haltung der FDA ist aber kein gutes Zeichen für die Zukunft. Ich bin skeptisch, ob die Menschen verantwortungsbewusst genug sind, den Beipackzettel zu lesen. Bei der aktuellen Fehlerrate sollte man aber ohnehin besser gleich zum Arzt gehen. (vsz)