Britisches Oberhaus sieht Internet als Spielwiese von Kriminellen

Für Sicherheit im Internet zu sorgen, wie es einer "Wild-West-Mentalität" entspreche, dürfe nicht länger dem einzelnen Nutzer überlassen sein, mahnen britische Oberhaus-Abgeordnete.

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Innerhalb der vergangenen 20 Jahre hat sich das Internet nahezu aus dem Nichts zu einer Schlüsselkomponente der nationalen Infrastruktur und einem Antrieb des Wirtschaftswachstums entwickelt. Eine Rückkehr in eine Welt ohne Internet ist undenkbar. In der gleichen Zeit hat sich das weltweite Netz aber auch zu einer Spielwiese von Kriminellen entwickelt, resümiert der Ausschuss des britischen Oberhauses für Wissenschaft und Technologie in einem Bericht über Internetsicherheit, der am Freitag veröffentlicht wurde. Darin ermahnen die Oberhaus-Abgeordneten die Regierung zum Handeln auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Verantwortung für die persönliche Sicherheit dem Einzelnen zu überlassen, wie es die Regierung mache, sei nicht länger realistisch. Das setze eine Sichtweise voraus, die das Internet dem "Wilden Westen" gleichsetze. Viele Institutionen und Unternehmen, die am Internet beteiligt sind wie Hardware- und Software-Anbieter, Internet Service Provider, Banken, die Polizei und andere hätten die Möglichkeit, die Sicherheit zu verbessern, meint der Oberhaus-Ausschuss. Die Problemlage sei klar, aber nicht unabwendbar. Es sei nun Zeit zum Handeln.

Dabei seien wohlgesetzte Anreize eher Erfolg versprechend als gesetzliche Regeln, heißt es weiter in dem Bericht. Damit solche Anreize aber auch fruchten, müssten sie durch die "Möglichkeit der Regulierung" bestärkt werden. In anderen Bereichen wiederum seien Gesetze notwendig, um das Internet zu kontrollieren. Hier müsse die Regierung voranschreiten. Dafür empfehlen die Oberhaus-Abgeordneten eine variable Mischung aus Anreizen, Regulierung und direkte Investitionen, um die Protagonisten des Internets wachzurütteln.

Der Vorsitzende des Oberhaus-Ausschusses Lord Broers erläuterte laut BBC News, man könne sich nicht auf den Einzelnen verlassen, dass er sich um seine eigene Sicherheit kümmere. Er werde immer wieder von den "Bad Guys" übertrumpft. Es sei schwierig, die Probleme des Internets in den Griff zu kriegen, so wie es aufgebaut sei. Die Kriminellen steigen seines Erachtens im großen Stil in das Internet ein – und dabei handele es sich nicht um Hacker in ihren stillen Kämmerlein, sondern um organisiertes Verbrechen.

Dabei sei das Problem schwer fassbar, heißt es in dem Bericht weiter. Das liege unter anderem auch an fehlenden Definitionen für kriminelle Aktivitäten. Im Februar 2006 hätten die Finanzbehörden geschätzt, dass der britischen Wirtschaft jährlich ein Schaden von 1,7 Milliarden Pfund (2,5 Milliarden Euro) durch Identitätsdiebstahl zugefügt werde. Da darin aber auch Kartenfälschungen, Geldwäsche und andere Delikte enthalten seien, sei es schwierig, das Ausmaß des Online-Identitätsdiebstahls realistisch zu fassen. Auch hier müsse die britische Regierung sofort tätig werden.

Siehe dazu den englischsprachigen Artikel auf heise Security:

(anw)