ICANN kürt neuen Chef

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat am Freitag, dem 22. Juni, in Prag ihren frisch gekürten CEO vorgestellt. Nach dem ausscheidenden kalifornischen Sunnyboy Rod Beckstrom soll der gebürtige Libanese Fadi Chehadé (PDF-Datei) das schlingernde Schiff der privaten Netzverwaltung durch die bevorstehenden Stürme steuern. Die private, im kalifornischen Marina del Rey angesiedelte Netzverwaltung kämpft sich gerade durch das Bewerbungsverfahren um neue Top-Level-Domains.

Chehadé, Sohn ägyptischer Eltern, floh mit 18 unter abenteuerlichen Umständen aus dem vom Krieg zerrissenen Libanon und machte in den USA als Gründer verschiedener Technik-Unternehmen Karriere. Zu den Firmen, die er mit gegründet hat, gehören das 2006 an IBM verkaufte Viacore und das Non-Profit-Unternehmen RosettaNet. Bis zum 30. September ist der künftige ICANN-CEO nominell noch Chef von Vocado, einem Anbieter von Schul-Management-Software in den USA. Einstweilen nimmt dort Akram Atallah, seines Zeichens Chief Operating Officer, kommissarisch die Geschäfte wahr.

Der gelernte Ingenieur Chehadé hat bei seiner ersten Pressekonferenz ein klares Bekenntnis zum so genannten Multi-Stakeholder-Prozess abgegeben, also der Beteiligung aller Parteien an Entscheidungen der Netzverwaltung. "Ich bin ein großer Anhänger dieses Prozesses", sagte er. Zeitliche Verzögerungen, die den manchmal langwierigen Konsensverfahren geschuldet seien, müssten in Kauf genommen werden. Es sei wie mit der ägyptischen Demokratie – und übrigens auch anderen Demokratien: Gut Ding brauche Weile. Auf die aktuellen Schwierigkeiten der ICANN angesprochen, sagte Chehadé, Probleme gebe es überall. Entscheidend sei, ob man geeignete Verfahren habe, um sie zu bewältigen. Für das stattliche Gehalt von 800.000 Dollar jährlich will er das Seine tun, um kompetente Problemlösungsverfahren in der Netzverwaltung voranzutreiben. Derzeit tagt die ICANN in Prag auf einer ihrer regelmäßigen Konferenzen. (psz)