Microsoft-ProzeĂź: Noch mehr peinliche EMails

Führende Microsoft-Manager haben im Herbst 98 offenbar händeringend nach Analysen gesucht, die den geschäftlichen Erfolg des Konkurrenten Netscape bestätigen.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Eine Reihe interner Microsoft-Emails hat den Richter im Kartellprozeß gegen den Software-Giganten erneut zu Heiterkeitsausbrüchen provoziert. Danach haben führende Microsoft-Manager im Herbst 98 offenbar händeringend nach Analysen gesucht, mit denen sich im Prozeß zeigen ließe, daß Netscape auf dem Browser-Markt noch immer führend sei. Zuvor hatten Microsoft-Anwälte argumentiert, AOL habe Netscape gekauft, um besser mit Microsoft konkurrieren zu können. Eine im Auftrag von AOL angefertigte Analyse sollte diese These bekräftigen. Nach Auffassung des Zeugen Franklin Fisher geht allerdings aus internen AOL-Unterlagen hervor, daß der Online-Gigant nicht am Browser-Geschäft, sondern hauptsächlich an Netscapes Portal-Site interessiert war. Die EMails wurden ebenfalls als Beweisstücke eingereicht. Der Anwalt der Kläger, David Boies, ließ außerdem einen zehn Minuten langen Ausschnitt einer Videoaufzeichnung der Vernehmung von AOL-Chef Steve Case vorführen. Case sagte während dieser Vernehmung: "Wir haben Netscape nicht wegen des Browser-Geschäfts gekauft. In gewisser Weise haben wir Netscape trotz des Browser-Geschäftes gekauft". Heute soll der mit Spannung erwartete IBM-Manager Garry Norris in den Zeugenstand treten. (wst)