"Open Access" als Publikationsalternative unter Wissenschaftlern kaum bekannt

Die Generalsekretärin der Hochschulrektorenkonferenz bekräftigt Empfehlungen zur Neuausrichtung des wissenschaftlichen Informations- und Publikationswesens.

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Von
  • Richard Sietmann

Die Sicherung des Zugangs zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Forschungsergebnissen müsse "in der Zukunft weitaus stärker als bisher von den Hochschulleitungen als strategische Aufgabe verstanden werden", erklärte die Generalsekretärin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Christiane Ebel-Gabriel, heute zur Eröffnung des Symposiums "Wissenschaftliche Kommunikation der Zukunft -- Open Access", das noch bis morgen in Göttingen stattfindet.

Bereits vor drei Jahren hatte die HRK angesichts der anhaltenden Zeitschriftenkrise die Neuausrichtung des wissenschaftlichen Informations- und Publikationswesens empfohlen, weil die dramatisch gestiegenen Abonnementpreise sowohl für herkömmliche als auch elektronische wissenschaftliche Fachzeitschriften zunehmend zu Abbestellungen führten und so paradoxerweise trotz Internet den Zugang zu den veröffentlichten Forschungsergebnissen erschwerten. "Der finanzielle Druck auf den Wissenschaftsbereich wächst weiter", erklärte Ebel-Gabriel und bedauerte, dass die bereits bestehenden Alternativen zur Veröffentlichung in frei zugänglichen "Open Access"-Zeitschriften oder auf Hochschulservern bislang viel zu wenig genutzt würden.

Die Generalsekretärin zitierte Zahlen aus einer noch unveröffentlichten Studie (Powerpoint-Datei) der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wonach drei von vier befragten Naturwissenschaftlern und mehr als 85 Prozent der Geistes- und Sozialwissenschaftler Open Access als möglicher Publikationsweg nicht bekannt ist. Durchschnittlich sind nur rund zehn Prozent aller Zeitschriftenpublikationen in elektronisch frei zugänglichen "Open Access"-Zeitschriften veröffentlicht worden. In den Naturwissenschaften immerhin ist schon jeder fünfte veröffentlichte Zeitschriftenaufsatz zusätzlich als Postprint über das Internet verfügbar, während die Geistes- und Sozialwissenschaftler diesen Weg kaum nutzen -- nur jede zwanzigste Veröffentlichung aus diesem Bereich ist auch im Internet zu finden.

Für den Erfolg von Open Access, folgerte die HRK-Generalsekretärin, sei deshalb neben der flächendeckenden und nachhaltigen Bereitstellung der Infrastruktur eine konsequentere Öffentlichkeitsarbeit durch Information, Werbung und Schulung der Beteiligten nötig. Vielleicht hilft es ja auch schon, wenn die HRK mehr Werbung in den eigenen Reihen macht und die Mitgliedshochschulen ihre institutionelle Politik in Bezug auf Open Access sichtbar nach innen und außen artikulieren. In die Liste der Unterzeichner der "Declaration of Institutional Commitment to Open Access" hat sich bislang als einzige deutsche Hochschule die Universität Hamburg eingetragen. (Richard Sietmann) / (jk)