Liquid Democracy: Mit Software zu mehr Mitbestimmung

Durch die Piraten ist der Begriff "Liquid Democracy" einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Umgesetzt werden soll das durch Software wie Adhocracy und Liquid Feedback. In seiner aktuellen Ausgabe hat iX die beiden Programme verglichen.

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Von
  • Jürgen Seeger

Nicht nur für Parteien und Volksabstimmungen: Auch Unternehmen, die ihre Mitarbeiter an Entscheidungen beteiligen möchten, könnten mit den Programmen Adhocracy und Liquid Feedback passende Lösungen finden. Während Liquid Feedback die Idee der "Flüssigen Demokratie" konsequenter umsetzt, punktet Adhocray vor allem mit einfacher Bedienung, schreibt das IT-Magazin iX in seiner Juli-Ausgabe.

Ob Bürger, Mitarbeiter oder Vereinsmitglieder – Meinungen werden in den unterschiedlichsten Formen diskutiert. Doch nicht jede Diskussion führt zu einem Ergebnis. Die im Umfeld des Chaos Computer Clubs und der Piratenpartei entstandenen Programme Adhocracy und Liquid Feedback sollen helfen, Themen systematisch zu diskutieren, Entscheidungen vorzubereiten und abzustimmen. In Firmen eingesetzt, können Liquid-Democray-Systeme einen offenen Diskussionsprozess unterstützen und so das kreative Potenzial der Mitarbeiter erhöhen.

Adhocracy ordnet Vorschläge nach Beliebtheit: Beiträge mit vielen Stimmen listet Adhocracy ganz oben, Nonsensvorschläge rutschen fast unsichtbar ans Ende. Die Teilnehmer können sich Reputation erarbeiten, die Stimmen anderer auf sich versammeln und in bestimmte Entscheidungen mitnehmen, in denen sie dann mit größerem Gewicht abstimmen können. Die Verschmelzung von Diskussion und Abstimmung macht das Besondere an Adhocracy aus.

Liquid Feedback hingegen arbeitet mit "Initiativen", die verschiedene Phasen durchlaufen. Vorschläge in der Phase "neu" müssen ein vorgegebenes Quorum an Unterstützern erreichen, um in die zweite Phase, die inhaltliche Diskussion, zu gelangen. In der Diskussionsphase können Anregungen und Alternativinitiativen eingebracht werden. Nur Nein sagen reicht dabei nicht, da Initiativen ohne Argumente meist wenige Unterstützer finden. Zur Abstimmung werden am Ende nur Initiativen zugelassen, die in der Diskussionsphase ein Unterstützerquorum von 10 Prozent erreicht haben. Vor der endgültigen Abstimmung werden alle Vorschläge eingefroren. Diese Ruhephase soll helfen, eine überlegte Entscheidung zu treffen. "Liquid", also "flüssig" ist, dass jeder seine Stimme an ein anderes Parteimitglied übertragen, diese Delegation aber auch jederzeit wieder entziehen kann.

Dies macht, so der iX-Artikel, Liquid Feedback transparenter und basisdemokratischer als Adhocracy, denn der dort notwendige Eingriff des Moderators für den Start einer Abstimmung entfällt. Aber: Liquid Feedback sei zwar eine recht präzise Umsetzung von Politik 2.0, sehe aber aus wie Web 0.5.

Die aktuelle iX ist ab sofort im gut sortierten Zeitschriftenhandel, für die iPad-App und per Online-Bestellung (versandkostenfrei in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz) erhältlich. (js)