RTL-Chefin: TV-Sender müssen mit sinkenden Marktanteilen rechnen

Die Digitalisierung der Medien führe dazu, dass eine Flut neuer Angebote über den Markt schwappe, meinte Anke Schäferkordt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 79 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

RTL-Managerin Anke Schäferkordt erwartet für die großen deutschen TV-Sender rückläufige Marktanteile. Die Digitalisierung der Medien führe dazu, dass eine Flut neuer Angebote über den Markt schwappe, sagte Schäferkordt der Welt am Sonntag. "Wenn TV-Zuschauer je nach Empfangsart die Wahl haben zwischen weit über 100 Kanälen, ist es schlicht unrealistisch, dass mehrere Sender dauerhaft deutlich zweistellige Marktanteile haben."

Auch Marktführer RTL müsse die Erwartungen herunterschrauben: "Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Nummer eins hierzulande auf Dauer so luxuriös dastehen wird, wie es derzeit der Fall ist." Schäferkordt – seit 2005 Chefin von RTL Deutschland – leitet seit April mit Guillaume de Posch Europas größten TV-Konzern. Für RTL Deutschland ist sie trotz allem zuversichtlich. Die Marktführerschaft sei nicht in Gefahr. "Es ist eingetreten, was wir selbst angekündigt hatten: Gerade weil wir zwei Rekordjahre mit weit überdurchschnittlichen Quoten hatten und als großer Sender gegen den Markttrend gewachsen sind, überrascht uns jetzt nicht, dass eine Normalisierung eintritt", meinte Schäferkordt. "Marktführer wollen wir bleiben, und auch einen ordentlichen Vorsprung wollen wir halten."

Eine akute Bedrohung, dass immer mehr Werbung ins Internet abwandern könnte, sieht Schäferkordt nicht: "Allen düsteren Voraussagen zum Trotz sehen wir aktuell wenig Verschiebung von TV zu Online." Allerdings sagte Schäferkordt, im Wettbewerb mit Online-Anbietern sei das herkömmliche, das sogenannte lineare Fernsehen im Nachteil. "Inzwischen stehen in rund 15 Prozent der deutschen Haushalte internetfähige Smart TVs", sagte sie. Nur die Regulierung halte mit dieser Entwicklung nicht Schritt. "Es kann nicht sein, dass für uns im linearen TV scharfe Werbebeschränkungen gelten, Online-Anbieter aber, die durch Smart TVs mit vergleichbaren Inhalten auf demselben Bildschirm landen wie wir, uneingeschränkt werben dürfen."

Auch beim Urheberrecht sieht die Managerin die Politik am Zug. "Wenn in einer digitalen Welt kreative Leistungen nicht geschützt sind, haben wir de facto ein riesiges Problem", sagte sie. "Deutschland ist kein Rohstoff- und kein Niedriglohnland, sondern eines, das immer von kreativen Ideen gelebt hat." (jk)