Frankfurt am Main ist als erste deutsche Stadt in Second Life

Ab Anfang April wird in der virtuellen Welt ein Abbild der Main-Metropole präsentiert. Die Stadt finanziert das Projekt nicht, steht ihm aber offen gegenüber.

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Von
  • Lars Reinefeld
  • dpa

Ab dem 1. April muss der Frankfurt-Besucher nicht mehr die eigenen vier Wände verlassen, um sich in der größten Stadt Hessens zu bewegen. Dann soll es ein virtuelles Abbild der Main-Metropole in Second Life geben. "Zurzeit wird noch überall gebaut, bis zum 1. April werden die Hauptsehenswürdigkeiten aber fertig sein", verspricht Andreas Klünder. Neben Frankfurt als erster deutschen Großstadt gibt es bereits Kopien von Dublin, Barcelona oder Amsterdam.

Der Geschäftsführer einer Medienagentur aus dem Frankfurter Stadtteil Eschersheim ist dafür verantwortlich, dass sich Frankfurt als erste deutsche Großstadt virtuell präsentiert. "Die Idee kam von einem Gastronom aus Sachsenhausen, der sich mit seinen drei Lokalitäten gerne im Netz präsentieren wollte", sagt die Diplom-Designerin Uta Fischer, die sich zusammen mit Klünder und Mathias Feil federführend um das Projekt kümmert. "Dabei hatten wir anfangs auch nicht viel Ahnung davon. Inzwischen sind wir aber ganz begeistert. Wenn wir uns abends im Büro verabschieden, sagen wir nicht mehr bis morgen, sondern bis gleich", erzählt Fischer.

Die drei Frankfurter zählen zu den inzwischen rund 4 Millionen registrierten Nutzern, die sich in der virtuellen Welt angemeldet haben. Die Deutschen bilden mit 10 Prozent hinter den Amerikanern und den Franzosen die drittgrößte Gemeinde. Allerdings sind nicht alle der angemeldeten Nutzer ständig online. Second-Life-Gründer Philip Rosedale selbst gestand kürzlich ein, dass sich lediglich 10 Prozent der angemeldeten Mitglieder regelmäßig in der virtuellen Welt aufhalten. Besucher berichten von weiten avatarleeren Arealen. Zudem werden die Server dem rechnerischen Aufwand nicht gerecht und haben in jüngster Zeit einige Male ihren Dienst versagt.

Zwei so genannte Inseln hat die Medienagentur bislang erworben, auf denen sie die Frankfurter City und den Westteil der Stadt in der virtuellen Welt nachbaut. Zwar nicht ganz maßstabsgetreu, dafür aber mit hohem Wiedererkennungswert. "Wir wollen den deutschen Bewohnern von Second Life einen Anlaufpunkt bieten, wo sie sich im vertrauten Umfeld treffen und unterhalten können", erklärt Fischer. Bis Ende des Jahres sollen weitere Inseln hinzukommen und das zweite Frankfurt um das Fünffache wachsen.

Rechtzeitig zum Start werden mit Römerberg, Paulskirche, Zeil und Main-Ufer die wichtigsten Charakteristika der Main-Metropole fertig sein. Der Rundfunksender Hit Radio FFH beginnt noch einen Tag früher, am Samstag, mit dem Bau eines eigenen Funkhauses, das Ende April komplett sein soll. Auch die Footballer der Frankfurt Galaxy werden mit einer einer Geschäftsstelle dabei sein. Gespräche mit dem Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt hat die Medienagentur ebenfalls bereits geführt.

Das Goethe-Haus wird Anfang April seine Türen in der Frankfurter Kopie öffnen. "Natürlich wollen wir auch dafür sorgen, dass Frankfurt touristisch interessant wird. In Zukunft sollen sich die Besucher im Second Life über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt oder Übernachtungsmöglichkeiten informieren können", sagt Klünder. Die Stadt Frankfurt unterstützt das Projekt zwar nicht finanziell, steht ihm aber sehr offen gegenüber, denn es bedeutet praktisch kostenlose Werbung. Für die virtuellen Besucher wird ein Leben im zweiten Frankfurt wie im richtigen Leben aber nicht umsonst sein. Eine Privatwohnung in den nachgebauten Gebäuden am Main-Ufer soll ebenso Geld kosten wie die für Unternehmen vorgesehenen Geschäftsflächen im Main-Tower.

Die c't kam in ihrer jüngsten Ausgabe 7 in einem Bericht über Second Life zu dem Schluss: "Viele der Avatare, denen man begegnet, gehören Leuten aus Werbung und Marketing – die meisten davon sind im gewöhnlichen Leben damit beschäftigt, Unternehmen eine Präsenz in Second Life zu verschaffen." Und wer in Second Life einen Blick auf die Liste der meistbesuchten Orte wirft, wird feststellen, dass an oberster Stelle erotische Angebote und Spielcasinos stehen – Angebote, die auch sonst viele Menschen ins Internet ziehen. (Lars Reinefeld, dpa; Andreas Wilkens) / (anw)