Theseus wird enthüllt

Das aus dem Suchmaschinenprojekt Quaero hervorgegangene und von der Bundesregierung zum Leuchtturmprojekt geadelte Forschungsvorhaben Theseus soll in dieser Woche erstmals öffentlich präsentiert werden.

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Das deutsche Suchmaschinenprojekt Theseus, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft, soll am 17. August auf einer Veranstaltung des eco-Verbandes in Köln erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Vollmundig verkündet der Verband, das noch junge, aber schon mit wechselvoller Vergangenheit belastete Projekt solle "der Internetwirtschaft die Flügel verleihen", die "für den Höhenflug an die Weltspitze notwendig sind". Bis 2010 soll Deutschland weltweit zur Nummer eins auf dem Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien aufgestiegen sein.

Ganz schön viel Ballast für ein Projekt, bei dem lange nicht klar war, wer überhaupt an was forschen soll. Unter dem Namen Quaero war es als deutsch-französische Forschungsgemeinschaft mit dem Ziel gestartet, eine europäische Suchmaschine gegen das übermächtige Google auf den Markt zu bringen. Doch war den Deutschen eher nicht nach Streit mit dem Suchmaschinenriesen; es folgte die Trennung von den Franzosen und aus dem Suchmaschinenprojekt Quaero wurde Theseus, das Grundlagen zum semantischen Netz entwickeln soll. Das Projekt folgt dem Heilsversprechen des "Web 3.0", bei dem Dinge im Netz nicht mehr nur anhand ihrer Beschreibung, sondern vielmehr ihrer Bedeutung erfasst werden: Das wissende Web.

"Semantische Methoden werden das Internet, das wir heute kennen, tiefgreifend verändern", sagt eco-Geschäftsführer Harald Summa. Der Euphorie des Verbandes können Kritiker allerdings nicht unbedingt folgen. Mit dem von der Bundesregierung zum Leuchtturmprojekt erkorenen Vorhaben verspiele Deutschland die letzte Chance, "den massiven technologischen Rückstand zu verringern", war das ernüchterte Fazit des Vorsitzenden des SuMa e.V., Wolfgang Sander-Beuermann. Der Verein hat sich die "Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs" auf die Fahnen geschrieben.

Anstatt sich mit den etablierten Anbietern auf offenem Feld zu messen und die Grundlagen der Suchmaschinen weiter zu entwickeln, wolle Deutschland lieber an Basistechnologien für das semantische Web arbeiten. Theseus pflege damit die Illusion, dass "mit dem semantischen Web der übernächsten Generation deutsche IT wieder chancengleich" würde. Stattdessen, so fürchtet Sander-Beuermann, werde Deutschland "weiterhin auf unabsehbare Zeit unmündig dem Spiel der Global-Player ausgeliefert bleiben". (vbr)