Fälscherwerkstatt für Tonerkartuschen in Hessen aufgeflogen

Bei einer Razzia im Landkreis Offenbach stieß die Polizei auf gefälschte Tonerkartuschen in bisher für Deutschland einmaligem Ausmaß.

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Von
  • Tim Gerber

Die hessische Polizei hat einen offenbar florierenden Handel mit gefälschten Toner-Kartuschen für Laserdrucker auffliegen lassen. Die Behörden haben am Donnerstag Lager- und Produktionsstätten einer Firma im Landkreis Offenbach durchsucht und Beweismaterial sichergestellt. Eine solche Produktionsstätte für Produktfälschungen sei ihm in seinen 30 Berufsjahren noch nicht untergekommen, kommentiert der Leiter des Betrugskommissiariates in Offenbach, Werner Kerpen, in einer gemeinsamen Mitteilung mit der Staatsanwaltschaft Darmstadt, die die Ermittlungen leitet.

Die Polizei habe seit Jahresbeginn an verschiedenen Stellen aufgetauchte Fälschungen von Marken-Tonerkartuschen zu der Firma im Südosten Hessens zurückverfolgt, erläutert Polizeisprecher Henry Faltin im Gespräch mit heise online. Die Staatsanwaltschaft habe darauf einen Durchsuchungsbeschluss beim zuständigen Gericht erwirkt, den man am Donnerstag vollstreckt habe. Berichten in den Lokalmedien zu Folge waren mehrere Dutzend Beamte im Einsatz.

Trotz ihrer breiten Erfahrung auf diesem Gebiet hätten die Beamten die Fälschungen nicht mit Sicherheit identifizieren können. Deshalb wurden Sachverständige der Druckerhersteller zur Unterstützung hinzugezogen. Über die Zahl der beschlagnahmten Tonerkartuschen konnte die Polizei bislang keine genauen Angaben machen, es ist lediglich von mehreren Lastwagenladungen die Rede. Wie viele Fälschungen bereits im Umlauf gebracht wurden, konnte die Polizei ebenfalls noch nicht sagen, der Schaden für die Markeninhaber gehe aber in die Millionen.

Die Polizei bemühe sich derzeit, möglichst viele der bereits in Umlauf gebrachten Tonerkartuschen zurück zu holen, hieß es. Aufgrund der beschlagnahmten Lieferunterlagen habe man bereits Großhändler ausfindig machen können, die damit beliefert wurden und die nun ihrerseits ihre Abnehmer informieren. Es bestehe aber "kein Grund zur Hysterie", hieß es aus Polizeikreisen, von den Fälschungen gingen keinerlei Gefahren aus, sie seien funktionstüchtig. Misslich für Besitzer von gefälschten Tonern ist jedoch, dass die Ware von der Polizei ersatzlos beschlagnahmt wird, wenn man sie auffindet – auch wenn man sie selbst in gutem Glauben erworben hat. Der Käufer bleibt auf dem Schaden sitzen und kann sich nur an den Verantwortlichen mit Schadensersatzforderungen wenden.

Die betroffene Firma ist seit vielen Jahren im Geschäft mit alternativem Verbrauchsmaterial, etwa wiederbefüllten Originalkartuschen, die sie – wie viele andere Anbieter – völlig legal als solche gekennzeichnet unter eigener Marke vertrieben hat. Nebenbei betrieb der 47jährige Geschäftsführer offenbar einen schwunghaften Handel mit nachgefüllten Tonerkartuschen, die er als Original mit gefälschten Etiketten und Verpackungen in Umlauf gebracht haben soll.

Die Ermittlungen richten sich derzeit nur gegen den Geschäftsführer der Firma. Es gebe bisher keinen Anfangsverdacht auf Mittäterschaft durch Angestellte der Firma oder Zwischenhändler. Das betroffene Unternehmen war bisher weder telefonisch noch per E-Mail für Stellungnahmen zu erreichen. (tig)