Einzelhandel beklagt hohe Verluste durch Diebstahl

Laut EHI-Studie sollen täglich 6 Millionen Euro Schaden durch “Gratiseinkäufe“ entstehen. Beliebte Beutestücke sind Smartphones, Konsolenspiele, CDs, DVDs, Speicherkarten und Druckerpatronen.

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Von
  • Marco Meyer

Der deutsche Einzelhandel hat nach einer Studie der EHI Retail Institute e. V. mit jährlichen Inventurdifferenzen von 3,8 Milliarden Euro zu kämpfen. Weltweit sollen laut der Studie das “Globale Diebstahlbarometer“ im Berichtsjahr 2011 sogar Waren im Wert von 119,092 Milliarden Euro verschwunden sein.

Nach Einschätzung des Instituts waren 2011 51 Prozent der gesamten Verluste auf Kundendiebstähle zurückzuführen, während die Mitarbeiter für 21 Prozent der Diebstähle verantwortlich gemacht werden. In Zahlen ausgedrückt, sind das etwa 1,9 Milliarden Euro Schaden durch Kunden und 800 Millionen Euro durch Mitarbeiter. Statistisch gesehen erbeutet jeder Haushalt Waren im Wert von 50 Euro jährlich wodurch ein Schaden von 6 Millionen Euro täglich entstehen soll.

Dabei haben die 2011 polizeilich erfassten Diebstähle um 0,6 Prozent abgenommen, die Kriminalstatistik büßt jedoch durch die hohe Dunkelziffer von 98 Prozent an Bedeutung ein. Angaben der EHI zufolge ergibt der Vergleich des polizeilich erfassten Schadens mit dem gesamten, durch Diebstahl verursachten Verlust, dass jährlich rund 30 Millionen Fälle unentdeckt bleiben. Durch längere Öffnungszeiten mit personeller Minimalbesetzung und weniger Wachpersonal steigt die Zahl der unentdeckten Taten. Die Überwachung und Einschränkung des Mitarbeiterdiebstahls gestaltet sich ebenso schwierig, wenn das Persönlichkeitsrecht der Angestellten gewahrt bleiben soll. Wird es mit der Überwachung übertrieben, kann das schon mal ungewollte Kosten verursachen.

Auch die ehrlichen Kunden sind von den “Gratiseinkäufen“ betroffen. Den Handel kosten Inventurdifferenzen und deren Vermeidung durch Sicherheitsmaßnahmen, wie Kameraausstattung und Mitarbeiterschulung, jährlich 5 Milliarden Euro. Von Ladendetektiven aufgeklärte Diebstähle bringen gerade einmal 20 Prozent ihrer Kosten wieder ein. Natürlich müssen diese Kosten in den Verkaufspreis einkalkuliert werden. Und somit wird der Kunde bei jedem Kauf mit über 1 Prozent des Kaufpreises an den Schäden beteiligt.

Oft werden Waren gestohlen, die gut zu verbergen sind und trotzdem einen recht hohen Wert besitzen. So sind im Elektronikeinzelhandel besonders häufig Speicherkarten, Konsolenspiele, Smartphones, CDs und DVDs aber auch Druckerpartonen Objekt der Begierde von “Langfingern“.

Die Händler machen vor allem den organisierten Ladendiebstahl für die hohen Verluste verantwortlich. Professionelle Tätergruppen sollen, unter anderem mit Diebstahl auf Bestellung, die höchsten Schäden verursachen. Von den Händlern wird die Zusammenarbeit zwischen Handel und Polizei als positiv empfunden, die Strafverfolgungspraxis jedoch kritisiert. Für die Studie wurden insgesamt 91 Einzelhandelsunternehmen mit zusammen über 14.000 Verkaufsstellen befragt. (mame)