IFA

Die Zukunft des Fernsehens

Auch in Zukunft werde der Fernseher die Nummer 1 im häuslichen Gerätepark sein, glaubten Branchenvertreter anlässlich des Pre-IFA-Meetings der gfu. Und unterlegten diese gewagte These mit harten Zahlen - und mit schönen Worten.

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Der Fernseher habe seine Rolle als einziges Gerät zur Bewegtbildwiedergabe eindeutig eingebüßt, räumte der Vorsitzende der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Dr. Rainer Hecker, auf dem Branchentreffen in Berlin ein. Hier habe der stationäre PC und das Notebook dem Familienaltar den Rang abgelaufen. Doch für fast alle Altersgruppen wird das TV als hauptsächlich genutztes Gerät genannt, versicherte Hecker.

"Wir profitieren alle von Smart-TV-Geräten," versicherte Volker Blume auf der Podiumsdiskussion der gfu. Das Geschäftsmodell stecke aber noch in den Kinderschuhen, räumte der TV-Spezialist von Philips ein.

Nur die unter 25-jährigen greifen etwas häufiger zu Notebook oder Smartphone, nutzen den Fernseher aber doch erstaunlich oft. "Seine Größe, Bildqualität und der Offenheit für die Zusammenarbeit mit aller Art von mobilen Geräten macht den Fernseher weiterhin zur Nummer 1 im Haushalt", schließt Hecker daraus. Und bestätigt diese Prognose mit harten Zahlen zur Internetanbindung von Smart-TVs: Nach den neuesten Erhebungen werden demnach fast 60 Prozent aller gekauften Smart-TVs tatsächlich mit dem Internet verbunden und Dreiviertel der Zuschauer würden die Internetanbindung dann auch am Fernsehgerät nutzen. Das sah bis vor Kurzen noch ganz anders aus.

Für ZVEI-Vizepräsident Hans-Joachim Kamp ist gerade die Nutzung der Smart-TVs jenseits vom reinen Fernsehgucken ein Beleg für die Beliebtheit. Schließlich sei es auch bei den Smartphones so, dass diese kaum zum Telefonieren genutzt würden. "In etliche Jahren wird ein geringerer Teil das Smart-TV zum reinen Fernsehgucken nutzen", ist sich Kamp sicher.

Jedes zweite aktuell verkaufte Gerät ist heute mit "smarten Funktionen" ausgestattet – der Begriff "Smart" sei zwar nicht eindeutig geklärt, doch man habe sich letztlich darauf geeinigt, die mit neuen Funktionen ausgestatteten Fernseher so zu nennen. 27 Prozent der Smart-TV-Besitzer würden nach eigene Angaben durch die neue Ausstattung mehr Zeit vor ihrem Fernseher verbringen, weiß Hecker zu berichten.

Das dürfte auch der Produktionsdirektor des ZDF, Andreas Bereczky, gern gehört haben. Berecky veteilte denoch ordentlich Schelte an die Anwesenden TV-Hersteller und Gremienvertreter. Man habe ausgerechnet den roten Knopf auf der Fernbedienung für den Start von HbbTV gewählt. Der sei aber auf den mindestens doppelt, teilweise auch dreifach vertreten, nämlich zusätzlich als An/Ausschalter und als Aufnahmeknopf. Eine eindeutige Erklärung des Begriffs "Smart-TV" hielt er anders als Kamp für unerlässlich. Außerdem beklagte Bereczky die überladenen Menüs der smarten Fernseher.

Am Bedienkomfort müsse man arbeiten, sind sich alle einig. Volker Blume von Philips forderte darüber hinaus, dass sich die Smart-TVs an das Nutzerverhalten anpassen müssten – und nicht umgekehrt. So sollten Internet-Inhalte neben das laufende Programm eingeblendet werden. Davon hielt der ZDF-Produktionsdirektor natürlich wenig: Da TV-Programm müsse auch in Zukunft ungestört auf dem Schirm zu sehen sein, forderte er. Die abschließende Podiumsdiskussion gipfelte denn auch im Streit darum, wem eigentlich der Bildschirm "gehört". Ingo Reese von EPG-Spezialist Rovi ging in seinem Statement über solche Streitigkeiten hinaus. Man solle sich bei Smart-TVs schleunigst auf HTML-5-fähige Browser einigen, forderte er. Den Nutzer zu unterschätzen, sei der größte Fehler, ist sich Reese sicher. Hoffentlich haben ihm die anderen Branchenvertreter bei dieser Aussage gut zugehört. (uk)