Musikplayer Zune schließt auch Eigenkompositionen im DRM-Tresor ein

Microsofts kommendes Gerät soll die Möglichkeit bieten, Songs an andere Zune-Besitzer zu senden. Ein DRM-System beschränkt dabei die Wiedergabe. Jetzt hat sich herausgestellt, dass diese Grenze auch für eigene Aufnahmen gilt.

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Von
  • Gerald Himmelein

Am vergangenen Donnerstag ließen Microsoft und Toshiba die Katze aus dem Sack: Der MP3-Player "Zune" soll ein Farbdisplay, 30 Gigabyte Speicher und ein integriertes UKW-Radio bieten. Ein Alleinstellungsmerkmal des Newcomers ist die Möglichkeit zum drahtlosen Song-Austausch. Zune-Besitzer können untereinander Bilder und Musik ohne Umweg über den PC austauschen, allerdings mit einer wesentlichen Einschränkung: Per WLAN übertragene Songs kann der Ziel-Zune nur dreimal beziehungsweise innerhalb von drei Tagen wiedergeben. Danach darf der solchermaßen "Beschenkte" die Songs nur noch zum späteren Online-Kauf markieren, aber nicht mehr wiedergeben.

Nach dreimaligem Hören wissen die meisten Leute, ob sie einen Song mögen oder nicht. Danach sollten die Künstler auch etwas für ihre Arbeit bekommen. Aber auch, wenn es sich bei dem übermittelten Song um eine Eigenkomposition oder ein Lied, das nicht unter Copyright fällt, handelt, schließt Zune das Stück dennoch in einen DRM-Tresor ein. Denn Copyright-freie Titel fallen unter dieselben Wiedergabebeschränkungen wie gekaufte Musik aus Online-Shops.

Im PR-Blog "Zune Insider" versucht Microsoft-Mitarbeiter Cesar Menendez diesen Schritt zu rechtfertigen: "Wir können nicht unterscheiden, ob Sie einen Song von einer bekannten Band oder Ihre eigene Aufnahme versenden, [...] deshalb verpacken wir alles in DRM."

Bleibt die Frage, ob Zune auch andere Wege zum Song-Austausch anbieten wird. Denkbar ist, dass Zune-Besitzer ihre ungeschützten Eigenproduktionen auf einen XP-Rechner zurückkopieren, der sie ohne DRM auf den Zune des Empfängers übertragen kann. Ob Zune überhaupt gestattet, dass darauf übertragene Inhalte ohne Kopiersperre wieder auf einen PC übertragen werden, ist derzeit noch unbekannt.

Der kommende iPod-Konkurrent Zune soll die Audioformate AAC, MP3 und WMA sowie Videos in den Formaten H.264, MPEG4 und WMV unterstützen – kein Ogg Vorbis, kein FLAC. In den USA soll der Player zu Weihnachten in den Läden stehen, in Europa erst im Laufe des kommenden Jahres. Einen Preis hat Microsoft noch nicht genannt, Experten rechnen aber mit etwa 300 US-Dollar. (ghi)