ICANN-Nutzerräte formal etabliert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ratifizierte heute in Lissabon Veträge mit regionalen Nutzerräten (RALOs).

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Von
  • Monika Ermert

Beim Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in Lissabon wurden die Nutzerräte für Afrika und Europa formal etabliert. ICANNs Präsident Paul Twomey und eine Reihe von Internetnutzer-Organisationen aus Afrika und Europa, darunter die Humanistische Union und die Medienstadt Leipzig, unterzeichneten in Lissabon entsprechende Abkommen (Memorandum of Understanding). Bei der Vorstandssitzung am heutigen Samstag beschlossen Vint Cerf und seine Vorstandskollegen den Start der offiziellen Regional AtLarge Advisory Organisations (RALOs) für Lateinamerika, Afrika, Europa und den im Herbst unterzeichnenden Nutzerrat asiatischer Organisationen.

Cerf bezeichnete die Unterzeichnung als eine der erfreulichsten Entwicklungen in der ICANN. Nun können die jeweiligen RALOs ihre Vertreter im At Large Advisory Committee wählen. Bislang waren diese nur durch Interim-Mitglieder besetzt. Das AtLarge Advisory Committee (ALAC) entsendet seinerseits ein Mitglied in den Vorstand, allerdings ohne Stimmrecht. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen die Nutzer der fünf Regionen fünf stimmberechtigte Mitglieder in den Vorstand gewählt haben.

Möglich, dass deshalb der RALO-Start so lange gedauert hat. Die Prozedur dafür hat ICANN etwas verwirrend gestaltet. So bedarf es einer Mindestanzahl von regionalen Internetorganisationen, die Mitglieder im RALO sind, bevor eine offizielle Gründung möglich ist. Wolfgang Kleinwächter, Professor an der Universität Aarhus, ICANN-Kenner und nun auch RALO-Mitglied, sagte gegenüber heise online, man habe innerhalb des EURALO bis zuletzt hart verhandelt, inwieweit individuelle Mitglieder zugelassen werden sollen oder man sich ganz auf die Mitgliedschaft von Organisationen beschränkt.

Die deutschen Vertreter waren bei der Gründung des EURALO entschieden für persönliche Mitgliedschaften, konnten aber letztlich aber lediglich durchsetzen, dass diese als Mitglieder ohne Wahlrecht zugelassen werden. Besonders stark vertreten in den neuen RALOs sind Internet Society (ISOC) Chapters aus den verschiedenen Ländern, hier insbesondere aus Afrika. Offenbar abschrecken lassen haben sich Nutzer aus Nordamerika. Dort gibt es noch keinen RALO und auch offenbar niemanden, der sich darum kümmert. (Monika Ermert) / (hob)