EU-Kommissarin wehrt sich gegen Vorwürfe von Microsoft

In einem Brief an die "Financial Times" verdeutlicht die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes ihren Standpunkt. Es sei nicht ihre Absicht, Microsoft davon abzuhalten, ein sicheres Betriebssystem auf den Markt zu bringen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 263 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

EU-Kommissarin Neelie Kroes wehrt sich gegen Vorwürfe, sie würde eine Fehde gegen den Softwarekonzern Microsoft führen. In einem offenen Brief an die Financial Times schreibt die für Wettbewerb zuständige Kommissarin, ihre Behörde wolle Microsoft nicht davon abhalten, sein Betriebssystem sicherer zu machen. Vielmehr gehe es ihr darum, dass Sicherheitssoftwarehersteller nicht behindert werden. Sie hat den Eindruck, als gäbe es eine koordinierte Kampagne, um die Kommission in ein schlechtes Licht zu stellen.

Kroes antwortet damit auf Vorwürfe von Damir Tomicic, Geschäftsführer des Microsoft-Partners Axinom. Dieser hatte in einem am 14. September veröffentlichten Leserbrief geschrieben, die EU-Kommission habe Microsoft keine Richtschnur an die Hand gegeben und ihre Ferne von der Realität kleiner und mittlerer Unternehmen demonstriert. Die Kommission solle ihre Fehde gegen Microsoft beenden und beachten, dass viele Unternehmen erwarten, dass Vista ihr Geschäft sicherer mache und besser vernetze.

In der zweiten Septemberwoche hatte Microsoft die Befürchtung geäußert, Vorbehalte der EU-Kommission könnten zu einer Startverzögerung für Vista in Europa führen. Die EU-Kommission erwiderte, die Verantwortung für den Start des Windows-XP-Nachfolgers liege allein beim Softwarekonzern. Nachdem klar wurde, dass die Differenzen insbesondere geplante Sicherheitsfunktionen betreffen, veröffentliche Microsoft eine Studie, laut der Vista in Europa 50.000 Jobs schaffen werde. Darauf erwidert Kroes, falls es tatsächlich zu den prognostizierten Effekten für den Arbeitsmarkt käme, würden diese nur durch eine Vista-Version gesteigert, die es ermöglicht, dass andere Unternehmen mit ihren Produkten zum Nutzen der Verbraucher konkurrieren können.

Die EU-Kommisarin verdeutlichte in ihrem Brief, sie wollte von vornherein das Risiko minimieren, dass ein Unternehmen mit einer solchen marktbeherrschenden Stellung ("near-monopoly position"), das weltweit bereits in einigen wettbewerbsrechtlichen Streitigkeiten verwickelt sei, ein Produkt auf den Markt bringt, das den Wettbewerb einschränken könne. Diese Bedenken habe die Kommission Microsoft bereits vor mehr als einem Jahr mitgeteilt und seitdem mehrfach erläutert. Dazu habe sie sich mehrmals mit Microsoft-Chef Steve Ballmer getroffen, auch zwischen anderen Mitgliedern der EU-Kommission und Microsoft habe es Kontakte gegeben. (anw)