Smart Meter: Desinteressierte Mieter und kaum Energieeinsparung

Intelligenten Stromzählern zeigen Mieter oft die kalte Schulter: Vor allem in Etagenwohnungen ist das Einsparpotenzial niedrig, und es gibt noch keine Smart-Grid-fähigen Haushaltsgeräte, beklagt die Verbraucherzentrale Sachsen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 484 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

"Smart Meter überzeugen noch nicht", lautet eine Einschätzung, die jetzt die Verbraucherzentrale Sachsen veröffentlicht hat. Intelligente Stromzähler sollen die Nutzung von zeit- und lastabhängigen Tarifen ermöglichen und so die die Verbraucher zum Stromsparen erziehen – soweit die Theorie. "Doch die Umsetzung lässt auf sich warten und findet derzeit keine Bestätigung in der Praxis", befinden die Verbraucherschützer und beziehen sich dabei auf Informationen, die sie während der Berliner Energietage, die Ende Mai stattfanden, gesammelt haben.

Die Kosten für ein Smart Meter betragen demnach derzeit circa 100 bis 150 Euro, Mieter würden diese Ausgabe scheuen. Selbst wenn der Vermieter die Anschaffung übernehme, sei der Stromspareffekt gering. Verschiedene Projekte, wie beispielsweise im Märkischen Viertel in Berlin, bei dem rund zehntausend Smart Meter installiert worden seien, stießen bei den Verbrauchern auf geringe Akzeptanz. Nach der Installation der Geräte hätten die Mieter wenig Interesse an ihren Verbrauchsdaten gezeigt. Allein das Wissen über den eigenen Stromverbrauch reiche nicht, um hinreichend Akzeptanz zu erzielen. In dem Pilotprojekt wünschen demnach nur sieben Prozent der Haushalte eine Projektverlängerung.

Smartphones sind weit verbreitet, Smart Grids haben noch Seltenheitswert.

(Bild: Deutsche Telekom)

Das Einsparpotenzial für die Mieter sei derzeit "relativ gering", resümiert die Verbraucherzentrale. In Mehrfamilienhäusern macht man sich halt keine Freunde, wenn eine Waschmaschine mitten in der Nacht mit Billigstrom im Schleudergang läuft – Eigenheimbesitzer sind da schon flexibler. Derzeit gebe es noch keine Haushaltsgeräte im Markt, die eine gesteuerte Lastverschiebung von außen über intelligente Netze erlauben. Auch offene Fragen zum Datenschutz rund um Smart Meter stünden einer größeren Akzeptanz im Wege.

Anstelle von Intelligenten Stromzählern und -netzen (Smart Grids), deren Aufbau in der Bundesrepublik erst schleppend in Gang kommt, könnte künftig vielleicht ein schlichter Dreh an der Preisschraube die Verbraucher zum Energiesparen zwingen: Erst gestern hatte Bundesumweltminister Altmaier (CDU) via Bild am Sonntag vor "sozialen Problemen, die sich aus der Energiewende ergeben könnten" gewarnt und Zweifel geäußert, ob die Regierung alle selbst gesteckten Ziele der Energiewende bis 2020 erreichen kann. (ssu)