Bitwig: Herausforderer von Ableton Live startet Beta-Phase

Das in Berlin ansässige Unternehmen Bitwig hat nach eigenen Angaben mit dem Beta-Testing seines Audio/MIDI-Sequencers "Bitwig Studio" begonnen.

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Von
  • Nico Jurran

Das kleine Berliner Startup Bitwig hat nach eigenen Angaben den bereits auf der Musikmesse angekündigten Betatest seines Audio/MIDI-Sequencers Bitwig Studio begonnen. Zugleich gab das Unternehmen bekannt, dass aktuell keine neuen Bewerbungen für die Teilnahme an dem Betatest angenommen würden, da auch die Warteliste bereits voll sei.

Die Bedienoberfläche der Digital Audio Workstation (DAW) erinnert mit ihren bunten Blöcken zunächst zwar an Magix' Music Maker oder Steinbergs Sequel, bei genauerer Betrachtung erkennt man aber vor allem Anleihen bei Ableton Live – etwa beim "Mixer Clip Launcher" für Live-Performances und DJing sowie bei der Spur-Ansicht. Purer Zufall ist dies sicher nicht: Alle vier Bitwig-Gründer sind ehemalige Ableton-Mitarbeiter. Und als solche gehen sie konsequent die Schwächen und Unzulänglichkeiten von Live an: So hat der Herausforderer Live 8 etwa den Betrieb mit zwei Bildschirmen und ein Splitview zwischen Arrangement und Session voraus. Vor allem aber wirkt die Arrangement-Ansicht wesentlich übersichtlicher. Bitwig Studio soll neben Windows und Mac OS X zudem auch Linux von Beginn an unterstützen – was bei kommerziellen DAWs eine echte Seltenheit ist.

Auf den ersten Blick erinnert Bitwig Studio nicht sehr an Ableton Live. Bei näherer Betrachtung kommt es aber zu einigen Déjà-vu-Momenten.

Bitwig Studio konnte bei der ersten Ankündigung zudem mit der Unterstützung von 64-Bit-Betriebssystemen punkten, die Ableton zu dem Zeitpunkt noch nicht bot. Mittlerweile hat Ableton aber eine Beta-Fassung von Live 8 mit diesem Feature veröffentlicht. Doch auch so befindet sich Bitwig auf Kollisionskurs mit Ableton – weshalb schon die ersten erste Spekulationen aufkommen, es könne zu einem Rechtsstreit zwischen den Firmen kommen. Ableton verweigerte auf Nachfrage jeglichen Kommentar zum neuen Konkurrenten.

Ein weiteres Geschäftsfeld von Ableton dürften die Neulinge angreifen, wenn sie das bereits angekündigte "natives Modular-System" verwirklichen, mit dem sich "eigene Instrumente und Effekte" entwickeln und weitergeben lassen. Das klingt schon sehr nach dem Baukastensystem "Max for Live" (M4L).

Weiterhin will Bitwig in der auf Version 1.0 folgenden Fassung künftig weitgehende Netzwerkfunktionen integrieren: Über LAN soll das gemeinsame Jammen möglich sein, über das Internet verteiltes Komponieren, bei dem Bitwig Studio alles synchron halten soll. Erfüllt Bitwig Studio die Erwartungen, dürfte Ableton also durchaus unter Druck geraten -- vor allem, wenn der Neuling vor einer überarbeiteten Ableton-Version zu einem attraktiven Preis angeboten wird. Ein Veröffentlichungsdatum gab das Unternehmen jedoch bislang noch nicht bekannt; auch zum Preis schweigt sich Bitwig aus. Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob das Modular-System später zum Lieferumfang der DAW gehören oder einzeln angeboten wird – M4L kostet alleine rund 200 Euro. (nij)