Forscher: Cyberbullying ist keine Lappalie

Ein Forschungsprojekt der Universität Bielefeld hat 1881 Schüler online befragt. 14 Prozent von ihnen hat angegeben, bereits Opfer von Cyberbullying geworden zu sein. Besorgniserregend sei die häufige Neigung zu Suizidgedanken unter ihnen.

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14 Prozent der 1881 Teilnehmer einer Schüler-Umfrage haben angeben, bereits Opfer von Cyberbullying geworden zu sein. Das geht aus einer Studie (PDF-Datei) der Universität Bielefeld hervor. Die Hälfte von ihnen haben als stark belastend empfunden, dass Mitschüler peinliche Privatfotos und Videos von ihnen ins Web gestellt haben, um sie lächerlich zu machen.

Diese Form des Mobbings sei schlecht kontrollierbar, weil digitale Fotos und Videos beliebig oft vervielfältigt und verbreitet werden und so einem potenziell unbegrenzten Publikum verfügbar gemacht werden können. Spott, Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen würden nur von etwa einem Viertel der Befragten als stark oder sehr stark belastend wahrgenommen. Diese Form von Cyberbullying könne auch direkt an das Opfer gerichtet werden, dann würden relativ wenige Personen Zeuge, resümieren die Forscher.

Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage und ist nicht repräsentativ. Der Sozialwissenschaftler Dr. Peter Sitzer hält aber als Ergebnis fest, dass "Cyberbullying keine Lappalie ist, sondern ein ernsthaftes Problem, dem mit vorbeugenden Maßnahmen begegnet werden muss". Besonders besorgniserregend sei, dass Schüler mit Cyberbullying-Erfahrungen als Täter, Opfer oder Opfer/Täter mehr Suizidgedanken berichten als die anderen.

Häufigste Formen des Cyberbullying sind laut Studie aus Sicht der Opfer Spott, Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen im Web oder per Handy. Auch haben viele Opfer angegeben, dass Gerüchte über sie verbreitet wurden oder dass schlecht über sie geredet wurde. Die Schülerinnen unter den Opfern geben außerdem auch vergleichsweise häufig an, dass ihnen jemand im Internet hinterherspioniert hat und dass jemand gegen ihren Willen mit ihnen über Sex reden wollte.

Während die Opfer vergleichsweise selten angeben, dass sie im Internet aus einer Gruppe ausgeschlossen wurden, wird diese Form von Cyberbullying von den Tätern häufig genannt. Die Forscher erklären dazu, dass die Opfer oft gar nicht bemerken, aus einer Gruppe ausgeschlossen worden zu sein. Aus einem vermutlich ähnlichen Grund hätten mehr Täter angegeben, private Fotos und Videos von anderen an Dritte weitergegeben zu haben, als das von Opfern berichtet wurde. Um das Opfer bloßzustellen zu machen, müsse das Opfer selbst gar nicht erfahren, dass zum Beispiel peinliche Fotos von ihm im Umlauf sind.

Sitzer meint, Eltern, Pädagogen und Lehrkräften sollten Schülern den sozial verantwortlichen Umgang mit anderen Nutzern vermitteln. Auch müsse gegen Fälle von Cyberbullying konsequent vorgegangen werden. Mehr als die Hälfte der Täter hätten angegeben, dass ihre Übergriffe für sie keine negativen Folgen gehabt hatten. Den Opfern müsse geholfen werden, aber auch den Tätern, damit sie sich ändern können. (anw)