Microsoft finanziert Uni-Jobs
Microsoft sucht so genannte Student Consultants, die gegen Stundenlohn und Überlassung eines Notebooks Tutor-ähnliche Aufgaben an Universitäten wahrnehmen.
Microsoft sucht so genannte Student Consultants, die gegen Stundenlohn und Überlassung eines Notebooks Tutor-ähnliche Aufgaben an Universitäten wahrnehmen.
Ein derartiges Jobangebot über 10 bis 15 Wochenstunden hat das Institut für Informatik der Berliner Humboldt-Universität per Rund-Mail allen seinen Studenten zugestellt. Gemäß der angehängten Stellenbeschreibung geht es darum, "Microsoft bei Universitäten zu repräsentieren, um Fakultät, Studenten und Belegschaft im Gebrauch von Microsoft-Plattformen und -Technologien in akademischer Umgebung zu unterstützen". Zu diesem Zweck soll der Student Consultant weiterhin Präsentationen organisieren und "wo angemessen, Resourcen und Trainingsmaterial bereitstellen". Der Support soll "innerhalb und außerhalb des Lehrplans" stattfinden. Microsoft führt unter anderem vertiefte Kenntnisse des Lehrplans und der "Entwicklungsgemeinde auf dem Campus" als Anforderungen für Bewerber auf.
Die Nachricht verbreitete im Institutsnamen Dr. Andreas Polze. Er erklärte gegenüber c´t, für Microsoft sei es in Anbetracht seiner angewachsenen Marktmacht an der Zeit, etwas für die Förderung des Universitätsbetriebs zu tun. Dr. Polze sieht in solchen Aktivitäten offenbar keine Gefahr für die Freiheit von Forschung und Lehre. Stattdessen kündigte er unmißverständlich an, die Tätigkeit im Rahmen dieses Drittmittelprojekts ganz genau selbst festzulegen, beispielsweise als Betreuung eines konkreten Praktikums, das ohnehin auf Microsoft-Software zurückgreift. Die Universität habe genug Macht, die Arbeit eines solchen Consultants zu kontrollieren, so dass keine versteckte Vertretertätigkeit herauskommen könne -- auch wenn der Software-Konzern da vielleicht andere Vorstellungen habe. Abgesehen davon, dass die Bezahlung hier nicht direkt über die Universität erfolge, sei das eine ganz normale Tutorentätigkeit unter Uni-Hoheit. Im Übrigen hätten Firmen wie Sun und DEC seit Jahren ebenfalls Universitätsinstitute gesponsort.
Dr. Polze räumte ein, bislang habe es von keinem dieser IT-Unternehmen eine Finanzierung spezifischer Tutoren durch Drittmittel gegeben. Er wollte sich nicht dazu auslassen, ob diese Förderung anders zu bewerten sei als etwa die Ausstattung eines Instituts mit gesponsorten Rechnern eines bestimmten Herstellers.
Microsoft konnte kurzfristig keine Auskunft ĂĽber das Student-Consultant-Program geben. (hps)