Berliner Museum zeigt Roboter-Ausstellung

Im Berliner Museum für Kommunikation widmet sich eine Ausstellung den digitalen Helfern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

"Schön, dass Sie gekommen sind!" Mit diesen Worten begrüßte Joachim Kallinich, Direktor des Berliner Museums für Kommunikation, die Teilnehmer einer Pressekonferenz zur Ausstellung "Die Roboter kommen!", die heute abend offiziell eröffnet wird. Es sind die Worte, mit denen seit der Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 2000 drei mobile Roboter die Museumsbesucher begrüßen und Informationen anbieten. Über 10.000 Kilometer haben die digitalen Museumsführer seitdem zurückgelegt. Höchste Zeit, einen umfassenderen Blick aufs Thema zu werfen.

Konstruiert wurden die Museumsroboter im Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart, das auch Kooperationspartner der aktuellen Sonderausstellung ist. Bis 2. September 2007 bietet sie Exponate aus (Vor-) Geschichte und Gegenwart der Robotik und zeigt Visionen, die die Entwicklung der Technologie vorangetrieben haben und -treiben.

Eine besondere Attraktion ist die französische Roboterband Les Robots Music, die von dem Ingenieur Edouard R. Diomgar in deutscher Kriegsgefangenschaft konzipiert und 1958 in die Welt gesetzt wurde. Die drei Blechmusikanten, die Akkordeon, Saxophon und Schlagzeug spielen, sind allerdings nur bis 15. April zu sehen. Für die Ausstellung wurden ihnen ein Dutzend Musikstücke einprogrammiert. Insgesamt umfasse ihr Repertoire etwa 500 Stücke, sagt der Sohn des Konstrukteurs Richard Diomgar, der zur Ausstellungseröffnung angereist ist. "Die Töne kommen wirklich aus den Instrumenten", betont er. Die Luft für Akkordeon und Saxophon wird allerdings durch ein Gebläse erzeugt.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung illustriert die lange Tradition der mechanischen Musik: Der "Trompeterautomat" ist einer der letzten heute noch funktionstüchtigen Musikautomaten mit menschlichen Zügen, die insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert beliebte Spielzeuge zur höfischen Unterhaltung waren. Entwickelt wurde er Anfang des 19. Jahrhunderts von zwei Uhrmachern aus Wien und Prag. Hier kommt der Luftdruck zur Erzeugung des Tons von einem durch Federspannung angetriebenen Blasebalg. Sechs verschiedene Melodien sind auf einer Stiftwalze gespeichert.

Bodo-Michael Baumunk, der gemeinsam mit Johanna Sänger die Ausstellung konzipiert hat, sieht einen "ursprünglichen Zusammenhang zwischen Robotik und Entertainment". Der "kommunikative Zusammenhang von Robotern und Publikum" sei schon im 18. Jahrhundert zentral gewesen. Die Menschen seien fasziniert davon gewesen, menschenähnliche Maschinen zu schaffen. Dabei ist Baumunk ein interessantes Detail aufgefallen: "Frühe Roboter konnten immer rauchen oder galant Feuer geben."

In drei Blöcke haben die Kuratoren die Ausstellung untergliedert: Rückschau, Vorschau und Umschau. Auf einen chronologischen Aufbau nach dem Schema Vergangenheit–Gegenwart–Zukunft haben sie aber bewusst verzichtet. "Das passt nicht", so Baumunk. "Vieles überlappt sich und läuft parallel." Stattdessen wurde als gestalterisches Prinzip das der Überblendung gewählt. Beim RoboCup, der mit Fußball spielenden Robotern nicht nur das Publikum unterhält, sondern auch handfeste Forschung betreibt, vermischen sich Ernst und Spiel. Auch Exponate der Science Fiction stehen gleich neben Industrierobotern der Gegenwart und verdeutlichen auf diese Weise, wie stark sich Vision und Realität wechselseitig beeinflussen.

Johanna Sänger hob als besonderen Schwerpunkt die Kunst der Zwanzigerjahre hervor, die sich für die Logik mechanischer Körperbewegungen interessierte und in der Ausstellung durch das Bauhaus repräsentiert wird. Natürlich gibt es auch eine Nachbildung der Roboterfrau Maria aus Fritz Langs legendärem Film "Metropolis".

Die aktuelle Robotik bewegt sich in dem Spannungsfeld zwischen anwendungsorientierten Entwicklungen und dem Wunsch, durch die Konstruktion menschenähnlicher Maschinen mehr über den Menschen zu lernen. Der scheidende IPA-Direktor Rolf Dieter Schraft ließ bei seiner Präsentation keinen Zweifel daran, dass er zur Anwenderfraktion neigt. Demnach wird die Roboterforschung vom Traum nach einem jederzeit verfügbaren, mechanischen Sklaven vorangetrieben, wie es in einer Publikation des IPA einmal hieß. (Hans-Arthur Marsiske) / (anw)