Wegen OEM-Windows als Raubkopierer angeklagt
Ein PC-Händler sieht sich wegen des Vertriebs "entbündelter" OEM-Versionen von Windows 98 dem Vorwurf des Raubkopierens ausgesetzt.
Der PC-Händler Snogard sieht sich wegen des Vertriebs so genannter "entbündelter" OEM-Versionen von Windows 98 dem Vorwurf des Raubkopierens ausgesetzt. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat eine Hausdurchsuchung und Beschlagnahme veranlasst. Microsoft hatte das Unternehmen angezeigt, nachdem Snogard seinen PC-Systemen selbst hergestellte Windows-CDs zusammen mit Original-Handbüchern beigefügt hatte. Der Händler beruft sich auf guten Glauben: Er sei davon ausgegangen, mit den Handbüchern die Lizenzrechte erworben zu haben, sagte der Rechtsanwalt der Firma zu c't.
Microsoft arbeitet seit einiger Zeit daran, den sekundären Markt für Windows-Lizenzen trockenzulegen. Bisher blühte der Handel mit OEM-Lizenzen, die große PC-Hersteller vergleichsweise billig einkaufen können und wieder auf den Markt werfen, wenn sich ihre Hardware nicht in der erhofften Stückzahl absetzen lässt. Snogard hatte unter anderem in einem c't-Testkauf (siehe c't 21/99, S. 144) einen PC mit einem OEM-Windows für IBM-Rechner geliefert, das Microsoft als "Raubkopie" bezeichnete.
Während Snogard sich auf den rechtmäßigen Erwerb der Lizenzrechte von Zwischenhändlern berief, beharrte Microsoft darauf, dass nur der Vertrieb von original-verpackten Produkten legal sei. Ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichtes Karlsruhe stützt die Position des Software-Giganten. Es sei allein Sache der Markeninhaberin, "die Eigenart und das äußere Erscheinungsbild ihrer Markenware zu prägen". In diesem Streitverfahren ging es um die Klage von Microsoft gegen einen Softwarehändler, der 300 CD-Exemplare von Windows 98 Second Edition in die Schweiz exportieren wollte. Der Händler beabsichtigte, die Software-CDs ohne dazugehörige Handbücher und Echtheitszertifikate zu verkaufen. Jede CD hatte er mit einem selbst hergestellten Aufkleber versehen, die den entsprechenden Produkt-Key trug.
Ăśber weitere Einzelheiten berichtet c't in der kommenden Ausgabe 9/00, die am 25. April erscheint. (bid)