US-Justizministerin will das Internet nicht einengen
US-Justizministerin Janet Reno will dem Internet trotz der jĂĽngsten Web-Attacken nicht die Freiheit nehmen.
US-Justizministerin Janet Reno will dem Internet trotz der jüngsten Web-Attacken nicht die Freiheit nehmen. "Wir sollten die Energie des Internets nicht stören, in dem wir es von oben nach unten regulieren", sagte Reno am Mittwoch vor einem Kongressausschuss in Washington.
Justizministerin Reno und FBI-Chef Freeh gestanden laut dpa bei der Anhörung im Kongress am Mittwoch erhebliche Probleme bei der Suche nach den Verantwortlichen für die Web-Attacken ein. Die Ermittler verfolgten gleichzeitig Hunderte von Spuren. Ein großes Problem sei auch, dass die Hacker die Adressen der beim Angriff benutzten Computer gefälscht hätten. Freeh forderte, dass Hacker in den USA künftig nach den gleichen Gesetzen wie die Mafia abgeurteilt werden sollten. Er sprach aber auch von Fortschritten bei der Fahndung. Es gibt mittlerweile zwei Verdächtige: Bei beiden soll es sich um Teenager aus Nordamerika handeln, die 15- und 17-Jährigen treten unter den Pseudonymen Mafiaboy und Coolio auf.
Coolio hat nach einem Bericht des Fernsehsenders ABC allerdings jegliche Beteiligung an den Angriffen auf Yahoo, CNN und andere populäre Internet-Firmen in der vergangenen Woche bestritten. Mafiaboy gilt nach ABC-Informationen als Nachahmer, habe aber in Chat-Rooms die Angriffe auf CNN.com und die Börsenmaklerfirma E*Trade angekündigt. Bei diesen Attacken soll er das Programm "Tribe Flood Network" des deutschen Hackers Mixter benutzt haben. Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft derzeit, ob die Daten-Attacke des Hackers Mixter einen Straftatbestand darstellt. Zurzeit laufe aber kein Ermittlungsverfahren gegen den 20 Jahre alten Computerfreak aus Hannover, äußerte Behördensprecherin Jutta Rosendahl am Donnerstag gegenüber dpa.
Am Freitag trifft sich laut BKA-Direktor Leo Schuster in Berlin eine Arbeitsgruppe, um die von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) geforderte Task Force gegen Internet-Verbrecher vorzubereiten. Darin sollen das Bundeskriminalamt (BKA), Innenministerium und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammenarbeiten. Nach Einschätzung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) liegt die Polizei hier zu Lande meilenweit hinter den Internet-Kriminellen zurück. Der BDK-Internet-Experte Werner Märkert sagte am Donnerstag im Saarländischen Rundfunk: "Wir haben bei weitem nicht die Möglichkeiten, die unser kriminelles Gegenüber hat." Der BDK fordere die Politik auf, die rechtlichen, personellen und technischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um gegen die Internet-Kriminellen effektiv vorgehen zu können.
Dazu benötige man Medien- und Fahndungskompetenz. Die Kriminalpolizei müsse aber auch flächendeckend in die Lage versetzt werden, zu ermitteln, meinte Märkert. Es sei zwar bundesweit ein Trend zu erkennen, dass die Technik aufgestockt und das Personal geschult werde. Der Kampf gegen die Internet-Kriminellen müsse aber auch auf europäischer Ebene angegangen werden. (nl)