Musikindustrie setzt weiter auf Websperren, Warnhinweise und Filter

Ein interner Bericht des Chef-Piratenjägers der Lobbyvereinigung IFPI war kurzzeitig übers Internet einsehbar und enthüllte ihre Strategie im Kampf gegen illegale Downloads.

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Ein interner Bericht des Chef-Piratenjägers der weltweiten Musikindustrie-Lobby IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) war kurzzeitig übers Internet einsehbar und gelangte in die Hände von "TorrentFreak". Dem Online-Dienst zufolge skizziert Mumith "Mo" Ali in dem 30-seitigen Papier vom April die globale Strategie der Plattenlabels, um Urheberrechtsverletzungen im Internet einzudämmen. Demnach setzt die IFPI weiter hauptsächlich auf Websperren, Warnhinweise und netzseitige Filter im Kampf gegen Copyright-Sünder und missliebige Online-Plattformen.

Ali skizziert Bedrohungen und Zielgruppen wie Tauschbörsen und Peer-2-Peer-Netzwerke (P2P), Filehoster, unautorisierte MP3-Seiten, Zahlungs- und Zugangsanbieter sowie Werbenetzwerke. Internetprovider will die IFPI dazu verpflichten, verstärkt mit den Rechteinhabern zu kooperieren sowie umstrittene Systeme zur "abgestuften Erwiderung" auf Copyright-Verstöße einzusetzen. Dabei sollen Verwarnungen versandt, das Nutzerverhalten beobachtet und Wiederholungstäter möglicherweise sanktioniert werden, und zwar bis hin zum Kappen des Netzanschlusses ("Three Strikes").

In dem Bericht werden vor Gericht erstrittene Verfügungen zur Blockade von Webseiten mit Trackerverzeichnissen aufgelistet, zum Beispiel gegen die Pirate Bay in Ländern wie Belgien, Großbritannien, Israel, Italien, den Niederlanden oder Österreich. Diese sieht die IFPI als effektiven Ansatz. Schließlich umgingen nur drei bis fünf Prozent der P2P-Nutzer die die wenig wasserdichten Sperren auf Basis des Domain Name Systems (DNS). Nach anderen Einschätzungen bleiben Blockaden praktisch ohne Wirkung.

In die von der IFPI erstellte Top Ten der Sharehoster, die angeblich 75 Prozent der Verweise auf rechtsverletzende Inhalte bereit halten sollen, haben es unter anderem Filesonic, Wupload, Fileshere, 4shared und Rapidshare geschafft. Der noch immer viel Aufsehen erregende Dienst Megaupload liegt auf Rang 8. Diese Anbieter sollten nach Ansicht der Musikindustrie möglichst gespeicherte Inhalte vorab auf Copyright-Verstöße hin durchsuchen, was diesen aber Probleme etwa mit der Rechtslage in der EU bescheren könnte. Andernfalls solle zumindest ein effizientes System eingerichtet werden, um beanstandete Inhalte herunternehmen zu lassen und zu verhindern, dass die Anbieter abgeschaltet werden.

Illegalen MP3-Seiten sollen vor allem dadurch ein Riegel vorgeschoben werden, indem Werbe- und Zahlungsmöglichkeiten ausgetrocknet werden. Hier arbeite die IFPI bereits eng mit Google und der Tochter DoubleClick sowie mit VISA, MasterCard, PayPal, CTIA, Monitise, PaySafeCard und PhonePayPlus zusammen, um die Einkommensströme zu unterbrechen. Argwöhnisch beäugt die IFPI zudem Flatrate-Streaming-Angebote von Mobilfunkbetreibern, bei denen häufig wechselnde IP-Adressen zusätzlich problematisch seien, sowie so manche Apps in den Stores von Apple, Google oder Microsoft zum Musikmachen oder -mixen. Auch seien Vereinbarungen nötig, rechtsverletzende Anwendungen rasch zu löschen. Die Plattenfirmen wollen außerdem mit Strafverfolgern, Richtern und anderen Rechtseinrichtungen besser zusammenarbeiten. Dabei sei es wichtig, diese anhand "aus dem Leben gegriffener" Beispiele für das Spezialgebiet zu trainieren. (anw)