"Zeit online" eröffnet digitalen Briefkasten für Whistleblower

Das Magazin bietet einen Bereich an, in dem Informanten interne Papiere, Verträge, Datenbankauszüge oder andere Dokumente anonym und über eine verschlüsselte Verbindung hochladen können.

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Das Magazin Zeit online hat auf seiner Website einen Bereich eingerichtet, in dem Informanten ihre Dokumente anonym hochladen können. Der "digitale Briefkasten" ist für interne Papiere, Verträge, Datenbankauszüge und andere Dokumente gedacht, die der Öffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben sollten, heißt es auf Zeit online. Im Unterschied zu Wikileaks sollen alle Informationen nicht "geleakt", sondern journalistisch überprüft und für die Berichterstattung ausgewertet werden.

Die Dateien werden zu Zeit online über eine verschlüsselte Verbindung hochgeladen. Die Dokumente sollen dann automatisch von allen Meta-Daten gereinigt werden, die Rückschlüsse auf die Identität der Informanten erlauben könnten. Anschließend sollen die Dokumente PGP-verschlüsselt an Zeit-Redakteure verschickt und auf dem Briefkasten-Server gelöscht werden. Die Redakteure sowie der Informant bekommen einen Quittungscode für ein anonymes Postfach. Dort kann der Informant den Fortlauf der Recherche verfolgen und von den Redakteuren kontaktiert werden.

Die Software für den digitalen Briefkasten ist quelloffen und liegt auf Github zum Download. Die Redaktion hat die Architektur des Briefkastens veröffentlicht, damit jeder den Weg der Dokumente nachvollziehen könne. Außerdem könne so jeder selbst die Software nutzen und verbessern. Das Magazin schildert in seinem Blog, was mit den Daten geschieht und was "Datenspender" beachten sollten.

Plattformen dieser Art würden durch die Berichterstattung über Wikileaks zunächst mit Militärgeheimnissen, Spionage und große Politik in Verbindung gebracht, schildert Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit online. Er denke aber eher an Menschen, die in einem Dax-Unternehmen, einer Stiftung, einem Sportverein Vorgänge beobachten, die öffentlich werden sollten. Es sei eine Grundvoraussetzung der Demokratie, dass Menschen auf Missstände hinweisen.

Auf der Suche nach Informationen hatte im Juni auch das Bundeskartellamt einen elektronischen Postkasten für anonyme Informationen eingerichtet. Das vom Unternehmen Business Keeper entwickelte System soll so wie das von Zeit online Anonymität von Informanten gewähren und dennoch ermöglichen, dass Ermittler des Kartellamts mit ihnen ständig kommunizieren können. Die WAZ betreibt seit Ende 2010 einen digitalen Briefkasten für anonyme Informanten. (anw)