YouTube will mit thailändischer Zensur kooperieren
Einem BBC-Bericht zufolge will die Google-Tochter den thailändischen Behörden zeigen, wie einzelne Videos gesperrt werden können, um nicht das ganze Portal zu blockieren. Anlass sind Videos, die den König des Landes verunglimpfen.
Das Videoportal YouTube war am vergangenen Wochenende aus thailändischen Netzen weiter nicht erreichbar. Das Informationsministerium der neuen Regierung hatte die Sperre des Angebots verfügt, nachdem ein Video eingestellt worden war, das König Bhumibol Adulyadej verunglimpft haben soll. In einem Versuch, die Totalblockade des Angebots zu umgehen, wollen YouTube-Manager den thailändischen Behörden nun Nachhilfe geben, wie sich der Zugang zu einzelnen Videos gezielt sperren lässt, berichtet die BBC. Die Kommunikationschefin der Google-Tochter, Julie Supan, erklärte, es wäre dem Unternehmen lieber, wenn Thailand einzelne Videos sperre als den Zugang zum ganzen Portal.
Youtube war gesperrt worden, nachdem eine Montagesequenz aus Bildern des Königs aufgetaucht war, in der unter anderem der Kopf des Monarchen unter Frauenfüße gestellt wurde – eine große Beleidigung für Thais. Obwohl der Clip inzwischen gelöscht wurde, hatte das verantwortliche Ministerium den Bann aufrechterhalten, nachdem zwei ähnliche Videos aufgetaucht waren. Der Minister für Information und Kommunikationstechnologien, Sitthichai Pookaiyaudom, will die Komplettsperre aufheben, sobald er einzelne Inhalte gezielt blockieren könne. Kritik an dem Vorgehen der Regierung wies er zurück. "Ich brauche keine Lektion über Meinungsfreiheit", sagte er der BBC, "ich bin ein Verfechter der Meinungsfreiheit, aber das ist kulturell unsensibel und beleidigend". Solche Inhalte werde er nicht tolerieren.
Die von dem thailändischen Militär gestützte und nach dem Putsch im September vergangenen Jahres eingesetzte Übergangs-Regierung hat allerdings noch an anderer Stelle Probleme mit dem Meinungsaustausch. Berichten der thailändischen Tagespresse zufolge musste ein Internet-Provider ein Forum auf Anweisung des Informationsministeriums für unbestimmte Zeit schließen. Beiträge in dem Forum gefährdeten die nationale Sicherheit, erklärte der Minister Sitthichai und kündigte an, zum besseren Schutz des Staates und der Monarchie die Überwachung der Internetaktivitäten auszudehnen. Gleichzeitig warnte er Internetanbieter, dass er sie für den Inhalt der Foren zur Verantwortung ziehen werde und ganze Websites sperren werde, sollten sie nicht kooperieren. Den Berichten zufolge hatten Anhänger der gestürzten Regierung das nun gesperrte Forum zur politischen Debatte genutzt.
Wegen ähnlicher Videos war YouTube zuletzt auch in der Türkei für einige Zeit offline. Der größte türkische Zugangsanbieter hatte den Zugang zu dem Portal auf Anordnung eines Gerichts gesperrt. Anlass waren Videos, die den Gründervater der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, verunglimpft haben sollen. Auch für YouTube-Mutter Google ist die thailändische Episode – trotz aller Bemühungen – nicht die erste Erfahrung mit Zensur. Das Unternehmen stand wegen seiner Geschäftspraktiken in China zusammen mit anderen großen Internetanbietern in den vergangenen Jahren unter verschärfter Kritik von Menschenrechtsorganisationen wegen der Kooperation bei Zensurmaßnahmen. (vbr)