"Intelligente Pille": Der Mensch als Kartoffelbatterie

Eine US-Firma hat von der US- und der europäischen Aufsichtbehörde die Freigabe für einen Chip bekommen, der zusammen mit einem Medikament eingenommen werden kann.

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Der US-Medizingerätehersteller Proteus Digital Health darf einen Chip anbieten, der in Medikamente eingelassen wird, die oral eingenommen werden. Die dafür nötige Freigabe – aber zunächst nur für Placebos – hätten die US-Aufsicht Food and Drug Adminstration (FDA) und die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) nun erteilt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Für diese neue Kategorie von medizinischen Geräten mussten zunächst die Prüfkriterien erarbeitet werden. Dabei habe Proteus mit der FDA seit 2008 zusammengearbeitet. Der Hintergrund der Technik geht aus Patenten hervor, die Proteus in den USA erteilt wurden (7,978,064 und 8,114,021).

Pillen mit Chip, Pflaster und mobile Anwendung.

(Bild: Proteus Digital Health)

Die Technik ist besonders für Menschen gedacht, die auf längere Zeit bestimmte Medikamente nehmen müssen. Der sandkorngroße Chip ist auf der einen Seite mit Magnesium und auf der anderen mit Kupfer beschichtet. Ähnlich wie eine Kartoffelbatterie – wie Proteus in einem Video schildert – erzeugt er ein elektrisches Signal, sobald er auf Magensäfte trifft. Dies wird von einem Pflaster auf der Haut des Patienten aufgezeichnet. Dadurch kann der genaue Zeitpunkt der Einnahme festgehalten werden, erklärt Proteus.

Das Pflaster sammelt auch noch weitere Daten über den Zustand des Patienten und gibt sie an eine Anwendung auf einem Smartphone weiter. Mit Einverständnis des Patienten könnten Ärzte und Pfleger diese einsehen und ihre Rückschlüsse daraus ziehen – zum Beispiel die Dosis eines Medikaments ändern, wenn es nicht in den verschriebenen Mengen eingenommen wird.

Für die Produktion von Medikamenten, die den Chip enthalten, hat Proteus Anfang Juli eine exklusive Partnerschaft mit der japanischen Firma Otsuka Pharmaceutical geschlossen. Otsuka hat außerdem eine nicht-exklusive Lizenz erworben, um die Proteus-Technik in der klinischen Forschung und Entwicklung verwenden zu dürfen. (anw)