Open-Data-Initiative der Bundesregierung

Die Bundesregierung will bis Anfang 2013 ein Internet-Portal mit frei zugänglichen Behördendaten von Bund, Ländern und Gemeinden einrichten. Eine jetzt veröffentlichte Studie liefert eine Bestandsaufnahme der verfügbaren offenen Datensätze.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Die Bundesregierung will bis Anfang nächsten Jahres zunächst testweise ein Internet-Portal mit frei zugänglichen Behördendaten von Bund, Ländern und Gemeinden einrichten. Damit folgt das Innenministerium den Empfehlungen der aktuellen Studie "Open Government Data Deutschland" (PDF-Datei) des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), die eine Bestandsaufnahme des von der deutschen Regierung bislang eher stiefmütterlich behandelten Themas Open Data liefert.

Teil der Bestandsaufnahme ist ein Datenkatalog mit 1759 offenen Datensätze, die von deutschen Behörden bereitgestellt werden. Ganz im Sinne von Open Data steht dieser Katalog in verschiedenen Formaten (Excel, Open Doument Format, CVS) zum Download bereit – leider ohne explizite Nutzungsbedingungen.

Die fast 600 Seiten starke FOKUS-Studie untersucht rechtliche, technische und organisatorische Fragen zur Offenlegung von Datenbeständen der öffentlichen Verwaltung. Die Autoren kommen dabei zu dem Ergebnis, dass viele Verwaltungsdaten schon mit der jetzigen Rechtsgrundlage offengelegt werden können. Dabei sollte angestrebt werden, "die Vielfalt und das Nebeneinander von unterschiedlichen Strukturen der Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen im Bereich offener Daten zu überwinden".

Die vorgeschlagene Open-Government-Plattform für Deutschland soll als "deutschlandweit einheitlicher Zugang zu offenen Verwaltungsdaten" und als "wichtiger Baustein der Informations- und Wissensgesellschaft" dienen. Mit der Errichtung eines ersten Prototyps soll geklärt werden, welche Technologien zum Einsatz kommen sollen und wie die Nutzungsmöglichkeiten sinnvoll zu organisieren sind.

Für die Bereitstellung von Daten empfehlen die Autoren, verschiedene Formate zuzulassen, betonen aber, dass "Tabellen im XLSX- oder CSV-Format klare Vorteile gegenüber Daten [bieten], die nur innerhalb eines PDF-Berichts veröffentlicht werden". So ließen sich Rohdaten von Tabellen leicht maschinell weiterverarbeiten und miteinander verknüpfen, um neue Zusammenhängen sichtbar zu machen.

Offene Daten bieten laut den Autoren eine Reihe von Chancen: Die öffentliche Verwaltung gewinne an Image und Akzeptanz bei den Bürgern; Unternehmen, Wissenschaft und zivilgesellschaftliche Organisation könnten die Daten weiterverarbeiten und nutzen; Bürger erhielten Zugang zu relevanten Daten als Grundlage der politischen Mitwirkung. Mögliche Probleme sehen die Forscher unter anderem bei der Datenqualität, fehlender Qualifikation zur Datennutzung und mangelndem Interesse bei Bürgern, Organisationen und Medien sowie einer möglichen Deanonymisierung der Daten.

Im Vorwort der Studie spricht sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) für die Freigabe von Behördendaten und mehr Transparenz in der Verwaltung aus. "Offene Daten sind ein ökonomischer Schatz", schreibt der Minister. "Wenn diese Fachinformationen öffentlich bereitstehen und nutzbar sind, können neue Anwendungen, Dienstleistungen mit Mehrwert und neue Geschäftsmodelle entstehen." Die Bundesregierung habe sich ein offeneres Regierungs- und Verwaltungshandeln zum Ziel gesetzt. "Grundlage hierfür sind frei zugängliche Daten und Informationen, die für Dritte einfach und in standardisierten Formaten verfügbar sein müssen", so Friedrich.

Die Bereitststellung offener Daten in der Verwaltung steckt in Deutschland noch in der Kinderschuhen. Viele andere europäische Länder betreiben bereits zentrale Open-Data-Portale; die europäische Kommission möchte noch in diesem Jahr ein Open-Data-Portal einrichten und einheitliche Open-Data-Regeln für alle Mitgliedsstaaten entwickeln. Auch außerhalb Europas sind die Themen Open Dtaa und Open Government bei vielen Regierungen längst gesetzt. Open-Data-Ansätze der deutschen Verwaltung beschränken sich bislang auf regionale Initiativen wie in Berlin und in Baden-Württemberg. (mit Material von dpa)

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(odi)