Das Wetter wird unfreundlich

Hitzewellen und Dürren wie derzeit im Mittleren Westen der USA lassen sich nicht mehr allein mit statistischen Schwankungen erklären, sagt der US-Klimaforscher Thomas Karl. Der Einfluss des Klimawandels wird immer offensichtlicher.

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Von
  • Kevin Bullis

Hitzewellen und Dürren wie derzeit im Mittleren Westen der USA lassen sich nicht mehr allein mit statistischen Schwankungen erklären, sagt der US-Klimaforscher Thomas Karl. Der Einfluss des Klimawandels wird immer offensichtlicher.

Seit Monaten plagen Hitze und Dürre Teile der USA und treiben die ohnehin schon hohen Preise für Mais weiter nach oben. Im Mittleren Westen hat die Trockenheit in einigen Gegenden bereits solche Ausmaße angenommen, dass sie auf der Dürre-Skala als D4 eingestuft wurde. D4, die höchste Stufe, bedeutet, dass „ein außergewöhnlicher und weitreichender Verlust an Ernte und Weideland“ zu befürchten ist und „Wasserknappheit“ droht, weil Quellen und Flüsse trocken fallen. Laut dem US-Wetterdienst NWS würden auch die zahlreichen Gewitter keine Erleichterung bringen, im Gegenteil werde sich die Trockenheit noch verschärfen.

Viele Klimamodelle prognostizieren, dass Hitzewellen und Dürren zunehmen, wenn die Treibhausgaskonzentrationen in der Erdatmosphäre weiter steigen. Technology Review hakte deshalb bei Thomas Karl nach, dem Direktor des National Climatic Data Center im US-Bundesstaat North Carolina, ob die derzeitige Extremwetterlage in den USA bereits Teil des fortschreitenden Klimawandels ist.

1. Welche Ursache haben die jüngsten Hitzewellen und Dürren?

Die derzeitige Hitzewelle ist teilweise durch menschliche Aktivitäten ausgelöst worden. Sie sollten sich darauf einstellen, dass sich solche Ereignisse noch zu unseren Lebzeiten häufen werden. Wenn die Temperaturen steigen, beinflusst das extreme Wetterlagen. Wir sehen in den USA und auch weltweit eindeutig Wetterereignisse, die seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht vorgekommen sind. Es ist ziemlich deutlich, dass der Mensch dazu beiträgt.

2. Der Zusammenhang zwischen einer globalen Erwärmung und Hitzewellen ist offensichtlich. Wie aber hängen steigende Temperaturen und Dürren zusammen?

Während der Dürre in Texas im vergangenen Jahr ist durch die zusätzliche Hitze mehr Wasser als normal verdunstet. Das hat wiederum die Trockenheit verstärkt – ein bisschen wie in einer Rückkopplung. Doch auch die Niederschlagsmuster haben sich verändert. In den heutigen Subtropen werden manche Gebiete trockener, da sich infolge der wärmeren Temperaturen typische subtropische Wetterlagen und die Jet-Stream – die großen Luftströmungen vom Äquator zu den Polen – weiter nach Norden verlagern.

In den mittleren und höheren Breiten – etwa in Kanada und an der Nordgrenze der USA - können wir schon sehen, wie die Niederschläge zunehmen, während sie im Südwesten der USA und entlang der Subtropen abnehmen. Das gesamte atmosphärische Zirkulationssystem verschiebt sich. Die Klimamodelle sind allerdings hinsichtlich Niederschlägen nicht so exakt wie hinsichtlich Temperaturen. Es dürfte schwierig sein, den genauen Einfluss dieser Veränderungen auf die diesjährige Dürre im Mittleren Westen zu ermitteln.

3. Klimaforscher haben bisher gezögert, direkte Verbindungen zwischen speziellen Wetterlagen und dem Klimawandel zu ziehen. Eine Studie aus Ihrem Hause über die letztjährige Hitzewelle in Texas hat jedoch kürzlich festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für solch eine Kausalbeziehung inzwischen 20 Mal höher ist als vorher. Warum werden die Wissenschaftler mit einem Mal konkreter?

Die Leute beißen sich gleich an Aussagen wie der 20 Mal höheren Wahrscheinlichkeit fest. In der Studie wurden jedoch auch Vorbehalte formuliert. Die wesentliche Aussage war, dass die Hitzewelle stärker ausgefallen ist, als sie geworden wäre, wenn keine fossilen Brennstoffe verbrannt und so die Konzentrationen der Treibhausgase nicht steigen würden.

Diese Untersuchungen sind heute dank schnellerer Rechentechnik möglich. Vor fünf oder zehn Jahren hätten wir die noch nicht machen können. Sie müssen Modelle immer wieder durchrechnen, um die richtige Anzahl von statistischen Samples zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Daten heute viel leichter verfügbar sind. Und ganz ehrlich, die Klimaanzeichen infolge von Treibhausgasen und menschlichen Aktivitäten werden immer stärker. Wenn die Treibhausgas- Konzentrationen steigen, fällt eine Aussage leichter, dass bestimmte Wetterereignisse heftiger ausfallen werden. (nbo)