Mars-Rover Curiosity: Der weitere Fahrplan

Nach der geglückten Landung des Mars-Rovers Curiosity der NASA beginnt nun mit kleinen Schritten dessen Mission auf dem Roten Planeten. Dabei wollen sich die Verantwortlichen nicht unter Druck setzen, während erste Fotos eintreffen.

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Montagfrüh ist der Mars-Rover Curiosity auf dem Mars gelandet. Dies ist ein großer Erfolg für die NASA, musste doch ein besonders waghalsiges Landemanöver mit einer Art "Himmelskran" vollautomatisch abgewickelt werden. Der "Kleinwagen" Curiosity verfügt über einen Mast, einen Greifarm, 17 Kameras und das Mars Science Laboratory mit zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten. Er ist der größte und mit Abstand schwerste Rover, der je auf den Mars gebracht wurde. Auf neue Daten und Erkenntnisse werden die mehreren Hundert beteiligten Wissenschaftler der NASA und ihrer Partner aber noch warten müssen.

Jubel im Kontrollzentrum nach der geglückten Landung

(Bild: NASA/Bill Ingalls)

Unter den ersten Glückwünschen direkt nach der Landung waren auch die von US-Präsident Obama. Per Twitter gratulierte er allen Männern und Frauen bei der NASA, die diese bemerkenswerte Leistung vollbracht hätten. Dem schloss sich auch die europäische Weltraumagentur an: Paolo Ferri, der Leiter der interplanetarischen Missionen bei der ESA, begrüßte im Namen des Teams hinter dem Mars Express den "neuen Freund in der Nachbarschaft". Besonders gespannt wurde die Landung außerdem in Kiel verfolgt. Ein Team der Universität hatte den Radiation Assessment Detector (RAD) an Bord des MSL mitentwickelt.

"Wir haben es nicht eilig", sagte Projektmanager Pete Theisinger kurz nach der erfolgreichen Landung, "Wir werden uns Zeit nehmen um sicherzustellen, dass wir verstehen, wie man unter den gegebenen Bedingungen arbeiten kann." Zunächst muss aber die genaue Position von Curiosity ermittelt werden.

In der Hälfte der möglichen Auflösung zeigt eines der ersten übermittelten Bilder den Marsboden mit Blick in Richtung Sonne.

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Am Landetag (Sol 0) wurden die ersten Bilder mit bescheidener Auflösung gemacht. Tags darauf, an Sol 1, sollte eine Antenne mit hohem Gewinn ausgefahren werden. Damit kann Curiosity im X-Band (8-12 GHz) direkt zur Erde funken, Sichtverbindung vorausgesetzt. Diese gibt es nur zeitweise, da sich Erde und Mars um die eigene Achse drehen und manchmal auch die Sonne stören kann. Außerdem sind die Verbindungen sehr langsam. Je nach genutzter Empfangsantenne auf der Erde liegt der Minimalwert bei bescheidenen 160 oder 800 Bit pro Sekunde.

Im UHF-Band um 400 MHz kann Curiosity zu bestimmten Zeiten mit den Mars-Satelliten sprechen. Dazu dienen die beiden NASA-Sonden Mars Reconnaissance Orbiter (Empfang mit bis zu 256 kBit/s) und Odyssey (Empfang mit höchstens 2 MBit/s). Die ESA-Sonde Mars Express steht als Backup zur Verfügung. Diese Sonden leiten die Daten umgehend oder zeitversetzt zu Erde weiter. In der Summe sollen laut Projektplan etwa 32 MByte pro Tag eintreffen.

Darstellung von Curiosity mit ausgefahrenem Kameraarm

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

An Sol 2 (Dienstag/Mittwoch) wird der 2,1 Meter hohe Mast von Curiosity ausgefahren, die MARDI genannte Kamera kann dann ihre ersten Thumbnail-Fotos in Schwarz-Weiß machen. An Sol 3 werden die Instrumente auf ihre grundsätzliche Verfügbarkeit getestet und MAHLI nimmt das erste Farbbild auf. Dann soll auch das erste Panoramabild der Umgebung geschossen werden. Es ist für Entscheidungen über die weitere Vorgehensweise besonders wichtig.

Die Übertragung des Panoramafotos zur Erde wird mehrere Tage dauern, so dass Sol 4 vor allem ein Ruhetag ist. Ab Freitag (Sol 5) sieht der Plan vor, die für den Flugmodus erforderliche Software durch Programme für die Arbeit auf dem Mars zu ersetzen. Dies wird mehrere Tage dauern. Die neue Software ist bereits auf Curiosity gespeichert, muss aber installiert werden (der Rover arbeitet mit VxWorks von Wind River als Betriebssystem).

Mitte August könnten dann die wissenschaftlichen Instrumente getestet werden. Die erste Fahrt könnte Curiosity Anfang September absolvieren. Im Labor beträgt die Höchstgeschwindigkeit zwar 4 Zentimeter pro Sekunde, im autonomen Betrieb bei dem auch Hindernisse vermieden werden müssen, ist aber weniger als die Hälfte möglich. Während der gesamten 98 Wochen der Primärmission soll Curiosity nur gut 20 Kilometer zurücklegen. Die müsse man sich laut Projektmanager Richard Cook aber wie einen Familienausflug vorstellen, bei dem 400 Wissenschaftler im Auto sitzen, die sich unterwegs wirklich alles ansehen wollen.

Mitte oder Ende September könnten das erste Mal Steine gesammelt, im Oktober oder November die erste Bohrung durchgeführt werden. Diese Termine sind aber als sehr flexible Vorhaben zu verstehen, die je nach Wetter, Umgebung, Funkverbindung, Arbeitsfortschritt und technischen Problemen angepasst werden.

Künsterische Darstellung des landenden Mars-Rovers

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Zur Mars-Mission Curiosity siehe auch:

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(mho)