Verleger wegen und trotz Internet zuversichtlich

Viele Medienhäuser, die eine große Krise durchlebt hatten, investierten nun beispielsweise in Online-Angebote, meint der Chef des Europäischen Zeitungsverleger-Verbands. Trotz Internet aber sei die Zukunft der gedruckten Zeitung sicher.

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Von
  • Matthias Röder
  • dpa

Die Zeitungsverleger schauen mit neuer Zuversicht in die Zukunft. Das zweite Jahr mit nur leicht sinkenden Auflagen bei stabilen Erträgen sei in Deutschland Anlass für vorsichtigen Optimismus, sagte der Präsident des Europäischen Zeitungsverleger-Verbands (ENPA), Valdo Lehari jr., gegnüber dpa. Es werde in vielen Medienhäusern, die von 2001 bis 2004 eine große Krise durchlebt hatten, zum Beispiel in Online-Angebote investiert. Auch die Bereitschaft, journalistischen Nachwuchs auszubilden, steige. Allerdings profitiere die Branche nicht so wie andere vom Konjunkturaufschwung. Die Furcht, die junge Leserschaft könne wegbrechen, sei teils übertrieben, meinte Lehari. Fast die Hälfte aller 14- bis 19-Jährigen nehme die Zeitung in die Hand. "Das sind zwar nicht unbedingt Abonnenten, aber immerhin Leser."

Allerdings seien die Herausforderungen vielfältig. Bei der anstehenden Digitalisierung des terrestrischen Rundfunks mit ihrer Vervielfachung von lokalen und regionalen Programmen seien die Folgen für die Verlage angesichts der Neuverteilung des Werbekuchens noch nicht absehbar. "Im Moment sind noch alle überfordert", sagte Lehari, der auch Vorsitzender des Südwestdeutschen Zeitungsverlegerverbands ist. Allgemein beklagen die Verleger eine zunehmende Reglementierung der Branche durch die Bundesregierung und die EU. Während das Fernsehen ohne Not durch die absehbare Erlaubnis zur Schleichwerbung via Product Placement mit Werbegeldern versorgt werden solle, warteten die Zeitungen vergeblich auf Erleichterungen zum Beispiel im Kartellrecht.

Als "unüberlegt" bezeichnete Lehari die Entscheidung der Bundesregierung, die Handelsregister-Pflichtbekanntmachungen von 2009 an aus den Zeitungen zu verbannen und durch ein elektronisches Handelsregister zu ersetzen. Obendrein wolle die Landesregierung amtliche Bekanntmachungen wie Gemeindesatzungen nun auch übers Internet veröffentlichen lassen. "Dabei hat die Zeitung eine höhere Reichweite als das Internet", kritisierte Lehari.

Lehari, der als ENAP-Präsident 5100 Zeitungen mit einer täglichen Auflage von 120 Millionen Exemplaren vertritt, erwartet mit Sorge und Spannung die Regelungen für die Berichterstattung von der Fußball- Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz. "In Sachen Pressefreiheit wird das zum Lackmustest", sagte der Verleger des Reutlinger General-Anzeigers. Hier werde sich erneut herausstellen, wie sehr die Kommerzialisierung entsprechende Auflagen bei der Berichterstattung zur Folge haben werde. Dies gelte nicht zuletzt für den Fotobereich, der auch schon in der Bundesliga-Berichterstattung Restriktionen bei der Zahl der online frei verfügbaren Bilder kenne. Über den Sport hinaus werde auch bei anderen teuren, von Sponsoren finanzierten Events die Berichterstattungsfreiheit immer stärker eingeschränkt, bedauerte Lehari.

Ganz wichtiges Ziel müsse es bleiben, die Glaubwürdigkeit der Medien auch in puncto Unabhängigkeit zu erhalten. Die Zeitungen nähmen hier traditionell eine zentrale Rolle ein. Die Vielfalt der Zeitungslandschaft, die insbesondere Deutschland auszeichne, sei ein wichtiger Garant dafür. Trotz Internet sei die Zukunft der Zeitung auch in ihrer gedruckten Form auf viele Jahre hinaus gewährleistet. "Der Glaube ans papierlose Büro war auch ein Irrtum." (Matthias Röder, dpa) / (jk)