Microsoft-Vorschlag für Echtzeitkommunikation im Web

Microsoft präsentiert einen eigenen Vorschlag für die Echtzeitkommunikation per Browser, der vom bisher diskutierten WebRTC (von Google, Apple, Mozilla und Opera eingereicht) abweicht. Hintergrund dafür dürften Pläne für eine Web-Version von Skype sein.

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Von
  • Harald M. Genauck

Einen eigenen Vorschlag für eine API zur Web-Echtzeitkommunikation hat Microsoft bei der W3C-Arbeitsgruppe WebRTC (Web Real Time Communication) eingereicht. Zwar gibt es bereits seit einiger Zeit einen Entwurf für ein in Browsern ohne zusätzliche Plug-ins nutzbares Verfahren. Doch der von den damaligen Einreichern Google, Apple, Mozilla und Opera propagierte Vorschlag ist nach Ansicht Microsofts weder ausreichend flexibel und zukunftssicher noch hinreichend einfach zu implementieren.

Ein zukunftsfähiger Standard müsse das Web-Paradigma der Zustandslosigkeit aufrechterhalten, auf die aktuelle Netzwerkqualität reagieren können und mit der gewachsenen, vielfältigen Kommunikationslandschaft über viele Geräteklassen harmonieren. Auch sollte es keine starre Bindung an bestimmte Codecs, Datenformate oder andere Szenarien geben.

Diese Vorstellungen soll der unter dem sperrigen Namen "Customizable, Ubiquitous Real Time Communication over the Web" (kurz: CU-RTC-Web) präsentierte Entwurf umsetzen. Dabei dürfte Microsoft vor allem die Zukunft von Skype im Auge haben. So bemängelt Microsoft am bisherigen WebRTC-Vorschlag, er habe nur die Videokommunikation zwischen Browsern im Auge und ignoriere VoIP- sowie Mobiltelefone.

Die Skype-Entwickler arbeiten schon eine Weile an einer Web-Version des Telefondienstes. Er soll in den kürzlich vorgestellten Hotmail-Nachfolger Outlook.com integriert werden. Microsofts Vorschlag, an dem unter anderen die Skype-Architekten Matthew Kaufman und Martin Thompson sowie Jonathan Rosenberg (SIP-Erfinder) und Bernard Aboba (Microsofts Lync-Architekt) beteiligt sind, befürwortet eine flexible, echtzeitfähige Peer-to-Peer-Transportschicht.

Sie soll ohne "überflüssige Zustandsmaschinen" und das komplexe Session Description Protocol (SDP) des VoIP-Protokoll-Stacks auskommen. Stattdessen empfiehlt der Vorschlag eine schlichte und transparente Objektbasis. Außerdem legt er Wert auf ein für Entwickler einfach zu handhabendes Zusammenspiel mit der getUserMedia-API des W3C. Mit ihr können Web-Anwendungen Mikrofone und Kameras aus einem Browser heraus ansprechen.

Während Chrome, Firefox und Opera die WebRTC-Technik zumindest versuchsweise schon anbieten, möchte Microsoft die weitere Entwicklung noch abwarten. Man wolle erst einen gefestigten und verabschiedeten Standard im Internet Explorer umsetzen und könne bis dahin etwa Skype vorläufig per Plug-in realisieren. (ane)