Nikons Spiegelreflex D3: Nun doch im Vollformat

Die neue, superschnelle Nikon D3 kommt zur Überraschung der Fachwelt mit einem hochempfindlichen "FX"-Vollformat-Sensor, der 12,3 Megapixel auflöst. Neu ist auch die D300 mit gleicher Auflösung, aber kleinerem Sensor.

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Von
  • Carsten Meyer

Die D3 ist die erste Nikon mit Vollformat-Sensor.

Jahrelang predigte Nikon die Abkehr vom Kleinbild-Vollformat: DX/APS-C sei selbst für digitale Profi-Spiegelreflexkameras das Format der Zukunft, das Vollformat dagegen ein Relikt aus der Zelluloid-Ära. Ganze Objektiv-Serien wurden auf die APS-C-Sensoren abgestimmt, und der vollformatigen Konkurrenz aus dem Hause Canon begegnete man stets mit einer fast arrogant wirkenden Gelassenheit. Und nun das: Die neue D3 kommt zur Überraschung der gesamten Fachwelt mit einem "FX"-Vollformat-Sensor (36 × 23,9 mm), der 12,3 Megapixel auflöst.

Die gemessen an der neuen Canon EOS-1 Ds Mark III gemäßigte Auflösung des großen CMOS-Sensors hat den angenehmen Nebeneffekt, dass standardmäßig eine Empfindlichkeit von 6400 ISO zur Verfügung steht, die in zwei Boost-Schritten noch auf sagenhafte 25.600 ISO gesteigert werden kann. Nikon zufolge ist der Sensor mit nahtlos aneinandergereihten Mikro-Linsen ausgestattet, auch die lichtempfindliche Fläche pro Pixel soll 15 Prozent größer sein als bei der Konkurrenz. Wie bei der neuen Canon arbeitet die interne Bildverarbeitung mit 14 Bit pro Farbkanal. Der schnelle Lamellenverschluss aus Kevlar soll 300.000 Auslösungen aushalten.

Die D3 soll mit nachführendem Autofokus spektakuläre Geschwindigkeiten von 9 Bildern pro Sekunde für 64 Frames in Folge erreichen; fest fokussierte Szenen soll sie sogar mit 11 fps ablichten, dann allerdings beschränkt auf einen DX-Bildausschnitt mit 5 MP. Völlig neu ist der 51-Punkt-Autofokus "Multi-CAM 3500FX", während die Belichtungssteuerung mit ihrem dedizierten 1000-Pixel-Sensor eine Szenen- und Motiverkennung spendiert bekam.

Die Live-View-Funktion zur Motivbeurteilung über das Farbdisplay gehört bei neueren SLRs ja fast schon zum gutem Ton; die D3 erlaubt aber auch eine Autofokussierung im Live-View-Betrieb, die wie bei Kompaktameras über eine Messung des Motivkontrastes erfolgt. Das 3" große LC-Display ermöglicht dabei durchaus eine Schärfe-Beurteilung – es löst konkurrenzlose 922.000 Pixel auf, was einem VGA-Monitor entspricht. Ein einblendbarer "künstlicher Horizont" hilft, die Kamera immer gerade zu halten und verhindert so schiefe Bilder. An den neuen HDMI-Ausgang lassen sich hochauflösende Monitore und TV-Geräte zur Bildbeurteilung anschließen.

Der Profi-Body ist mit zwei UDMA-fähigen CompactFlash-Slots ausgestattet, die JPEG- und Raw-Bilder getrennt aufnehmen können; ebenso kann ein Slot für ein Backup oder als "Überlauf" genutzt werden, falls die erste Karte voll ist. Professionell mit abgedichteten Bedienelementen und integriertem Hochformat-Griff ist auch das Magnesium-Gehäuse gefertigt. DX-Objektive werden unterstützt, aber nur für das kleinere Bildformat mit 5 MP; ansonsten sind natürlich die meisten F-Mount-Vollformat-Linsen geeignet. Die D3 soll rund 5000 Euro kosten und ab November im Handel sein.

12 Megapixel erhält man bei Nikon demnächst auch mit der ebenfalls neuen D300, die den gleichen Monitor und das gleiche Autofokus-System wie die D3, als Semiprofi-Modell aber nur einen DX-Sensor besitzt. Der soll in Verbindung mit dem EXPEED-Bildprozessor 6 bis 8 Bilder pro Sekunde liefern. Die D300 soll 1800 Euro kosten und ebenfalls ab November lieferbar sein. (cm)