Drahtlose Nutzerverwirrung

Eine neue US-Studie zeigt, dass die meisten Smartphone-Besitzer nicht wissen, welche Daten Gerätehersteller, App-Anbieter und Netzbetreiber über sie sammeln können.

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Von
  • Conor Myhrvold

Eine neue US-Studie zeigt, dass die meisten Smartphone-Besitzer nicht wissen, welche Daten Gerätehersteller, App-Anbieter und Netzbetreiber über sie sammeln können.

Smartphones können eine große Menge wertvoller persönlicher Daten enthalten – Fotos und Videos, beispielsweise, aber auch E-Mails, SMS, App-Daten, GPS-Ortsangaben oder Listen mit angesurften Websites. Doch immer mehr dieser Informationen gelangen aus unterschiedlichen Gründen in fremde Hände. Werbetreibende, Gerätehersteller und App-Anbieter interessieren sich ebenso dafür wie Online-Betrüger – von Sicherheitsbehörden, die im Ermittlungsfall sofort auf Handy-Daten zugreifen wollen, ganz abgesehen.

Eine wissenschaftliche Umfrage unter 1200 US-Haushalten, die die University of California in Berkeley nun in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkkonzern Nokia durchgeführt hat, zeigt, dass es bei vielen Nutzern signifikante Wissenslücken darüber gibt, wie sicher und privat Smartphone-Daten tatsächlich sind. Viele Menschen gingen, so die Autoren, erstaunlich naiv mit dem Thema um.

Dabei ist den Nutzern ihr Gerät lieb und teuer. Die Mehrzahl der Befragten gab beispielsweise an, dass ihnen die Idee grundsätzlich nicht gefiele, dass andere Personen Zugriff auf Informationen hätten, die auf ihren Geräten gespeichert sind. Mehr als 80 Prozent sagten, sie fänden es unangenehm, wenn ein Arbeitskollege ihr Gerät verwenden würde und die Hälfte gab sogar an, dass sie ihr Smartphone nicht einmal engen Freunden überlassen. Die Mehrzahl der Befragten glaubten außerdem, dass Mobiltelefone mindestens genauso privat einzustufen seien wie reguläre PCs.

Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Viele Nutzer geben nicht nur in den USA bereits heute Mobildaten an Marketingfirmen und Geschäftsanalysten heraus, ohne dass sie dies überhaupt wissen oder explizit erlauben. Dazu gehört beispielsweise das zunehmend verwendete Data Mining in Handy-Bewegungsprofilen, das Firmen nutzen, um gute Standorte zu finden.

Die meisten befragten Telefonbesitzer glaubten auch, dass die US-Behörden eine spezielle Genehmigung benötigten, um Informationen auf einem Handy abzufragen. Tatsächlich haben es US-Gerichte Polizeibehörden längst erlaubt, dass die Beamten das Passwort eines konfiszierten Gerätes erraten und bei Ermittlungen sogar den Besitzer imitieren dürfen, in dem sie SMS an seine Freunde verschicken. Eine extra Erlaubnis ist in dem Land nicht notwendig. Nur 22 Prozent der Befragten war überdies bewusst, dass Polizisten Handys nach einer Verhaftung durchsuchen dürfen.

Vier Fünftel sagten, sie würden "definitiv" oder "wahrscheinlich" nicht zulassen, dass Apps ihre Kontaktlisten sammeln. Doch genau das tun oder taten diverse Programme. Nur 18 Prozent hätten "definitiv" oder "wahrscheinlich" nichts dagegen, wenn ihnen eine Social-Networking-App dann mehr Freunde vorschlagen würde. Geht es darum, dass eine App die Adressliste abfragt, um dann Gutscheincodes an den Freundeskreis zu verschicken, sehen das ganze 6 Prozent unkritisch.

70 Prozent der Telefonbesitzer sagten außerdem, sie würden definitiv nicht erlauben, dass ihre Geräte GPS-Daten an Werbetreibende weitergeben, um ortsbasierte Anzeigen zu erlauben. Tatsächlich ist es aber so, dass bereits heute diverse Anwendungen solche Funktionen einsetzen, Ortsdaten sammeln und diese auch kommerziell nutzen. Diese Antworten zeigen, dass Nutzer, wenn man sie fragt, einen strikten Smartphone-Datenschutz bevorzugen. Firmen wie Facebook, die groß in das Geschäft mit mobiler Werbung einsteigen wollen, dürfte das gar nicht gefallen. Ganze 8 Prozent der von den Forschern befragten Nutzern würden GPS-basierte Werbung "definitiv" oder "vielleicht" zulassen. (bsc)