Preisradar Handys: Neben Android verblasst die Konkurrenz

Samsung setzt die Branche mit dem Erfolg seiner Android-Smartphones unter Druck. Apple verteidigt seine iOS-Bastion, während Newcomer wie Huawei und ZTE aufholen. Für Nokia und RIM geht es derweil ums Überleben.

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Von
  • Matthias Parbel

Der Smartphone-Boom ist weltweit ungebrochen. Laut Gartner wurden 2011 rund 472 Millionen dieser Geräte verkauft – damit war schon jedes dritte verkaufte Handy ein Smartphone. Der Branchendienst Digitimes erwartet für das laufende Jahr einen Anstieg auf gut 630 Millionen Geräte, was einem Wachstum von immer noch 35 Prozent entspräche. In den beiden Jahren zuvor hatten die Absatzzahlen von Smartphones allerdings jeweils über 60 Prozent zulegen können.

Hierzulande greifen private Konsumenten sogar schon bevorzugt zum Smartphone, wie der von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Kooperation mit dem Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) und der GfK Marketing Services GmbH (GfK) regelmäßig erhobene Consumer Electronics Marktindex Deutschland (CEMIX) für 2011 ausweist – und das trotz durchschnittlicher Verkaufspreise von 354 Euro gegenüber 74 Euro bei klassischen Handys.

Die Dominanz von Android wächst, während Symbian & Co. von der Bildfläche verschwinden. Windows Phone und IOS halten sich stabil.

Dass sich das Konsumenteninteresse mittlerweile nahezu ausschließlich auf Smartphones konzentriert, macht auch ein Blick in die Statistik des heise resale Preisradar deutlich: Unter den hier vertragsfrei angebotenen Geräten lag der Anteil derer mit typischem Smartphone-Betriebssystem (Android, iOS, Blackberry und Windows Phone) zum Jahresauftakt noch bei etwa 90 Prozent. In der Kalenderwoche 32 Anfang August waren schon 98 Prozent der Modelle unter den Top-100 Smartphones. Nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom besitzt hierzulande schon jeder Dritte ein Smartphone – allerdings mit gewissen altersabhängigen Unterschieden. So gilt generell: je jünger, desto größer die Affinität zum Smartphone. In der Altersklasse bis 30 nutzt schon jeder Zweite ein smartes Handy, ab 50 ist es maximal noch jeder Vierte.

Im Hinblick auf die bevorzugte Smartphone-Plattform gibt es einen unangefochtenen Spitzenreiter: Googles Android. Zwar hatte Apple mit dem iPhone den Boom der Smartphones angeheizt und auch zumindest bis Ende vergangenen Jahres die Nase vorn im Markt, doch mittlerweile konnte Erzfeind und Dauer-Konkurrent Samsung vorbeiziehen und sich weltweit an die Spitze setzen. Den Erfolg verdanken die Südkoreaner einer umfangreichen Modellpalette an Android-Smartphones aus der Galaxy-Baureihe, die auf immer größeres Interesse bei Kunden stoßen.

Samsung führt die Riege der Smartphone-Hersteller im heise resale Preisradar an – mit deutlichem Abstand vor den Verfolgern.

Im heise resale Preisradar ist Samsung der mit Abstand führende Hersteller im Hinblick auf die Top-100 der gefragtesten Handys. Seit Jahresbeginn baute das Unternehmen seinen Vorsprung vor den beiden wichtigsten Verfolgern HTC und Sony sogar noch weiter aus. Dabei profitierte Samsung unter anderem von der Markteinführung seines Top-Modells Galaxy S3, das neben dem in Kooperation mit Google vermarkteten Galaxy Nexus i9250 einen Spitzenplatz im Preisradar belegt.

Insgesamt ist Samsung in der Kalenderwoche 32 unter den Top-100 im Preisradar mit 34 Smartphones in unterschiedlichen Ausführungen vertreten. HTC und Sony bringen es auf 19 beziehungsweise 15 Geräte. Apple rangiert mit 3 iPhone-Modellen in 5 Varianten nur auf Platz 7 im Gesamtranking – knapp vor dem chinesischen Newcomer Huawei. Der Netzwerkausrüster ist zunächst mit günstigen Einsteiger-Handys auf Kundenfang gegangen, verfolgt inzwischen aber einen aggressiven Expansionskurs und will noch in diesem Jahr weltweit 60 Millionen Smartphones verkaufen, wie beispielsweise das Ascend G300 mit Android 4 und 4-Zoll-Touchscreen.

Weniger gut sieht es hingegen für den lange Jahre im Geschäftskundensegment führenden Smartphone-Anbieter RIM aus. Die Blackberry-Handys verlieren zunehmend an Attraktivität. Im Preisradar ist der Hersteller aktuell gerade noch mit einem Modell, dem Bold Touch 9900, unter den Top-100 vertreten. IDC zufolge schwinden aber auch weltweit die Anteile des Blackberry-OS am Gesamtmarkt. Im zweiten Quartal kam das Betriebssystem des kanadischen Konzerns noch auf 4,8 Prozent – im gleichen Quartal 2011 war der Marktanteil mit 11,5 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Der Trend bei Smartphones geht zu größeren Displays. Im Preisradar überwiegen aktuell Modelle mit Bilddiagonalen ab 3,5 Zoll.

Während RIM traditionell weniger im Consumer-Markt als im Business-Kundensegment erfolgreich war, rechnen Experten mit dem generellen Ende der Ära Blackberry – zumal RIM zuletzt in deutliche Schieflage geraten ist. Während eine Trennung vom Hardware-Geschäft und die Lizenzierung von Blackberry 10 an andere Hersteller im Raum stehen, wagt Rolf Schulte, Mitgeschäftsführer vom Ulmer IT-Servicehaus systemzwo Group die provokante Prognose: "Der Blackberry als Firmenhandy macht es höchstens noch zwei Jahre". Denn wie Schulte aufgrund von Erfahrungen aus Kundenprojekten zu berichten weiß, sei der Support-Aufwand für Android- oder iOS-Geräte erheblich geringer: "In größeren Firmen mit Tausend und mehr Blackberry-Usern lassen sich mit Umstieg auf iPhone oder Android-Smartphones bis zu 500.000 Euro in den nächsten drei Jahren einsparen."

Ein weiterer ehemals großer – inzwischen aber ebenfalls massiv unter Druck geratener – Hersteller, Nokia, konnte sich zumindest im Preisradar-Ranking auf Rang sechs stabilisieren. Der einstige Handy-Marktführer aus Finnland ist hier vor allem mit 6 Windows-Phone-Geräten aus der Lumia-Serie unter den gefragtesten Handys vertreten, muss seine Hoffnungen mit Blick in die Zukunft aber auf das für Herbst avisierte Windows Phone 8 konzentrieren. Denn für die bestehenden Baureihen ist nach dem Willen von Microsoft mit der Version Windows Phone 7.5 Schluss. Ein Upgrade auf Version 8 wird es nicht geben – in Einzelfällen kommt für die Geräte gegebenenfalls noch Windows Phone 7.8 in Frage. In eingeschränktem Umfang will Microsoft die Plattform 7.x aber noch parallel zu Windows Phone 8 weiterentwickeln. Aber ebenso wie Microsoft auf den Erfolg von Windows Phone 8 vertrauen muss, um endlich auch im Mobile-Geschäft eine tragende Rolle spielen zu können, hängt Nokias Wohl an dem kommenden Smartphone-Betriebssystem. Denn die alten (Symbian) und alternativen (MeeGo) Plattformen der Finnen sind auf dem absteigenden Ast oder schon gänzlich abgehakt und im bereits dominierenden Android-Umfeld wächst die Konkurrenz mit aufstrebenden Herstellern wie Huawei und ZTE und immer günstigeren Smartphones.

Variantenvielfalt bei Android: Der Trend geht hin zur Version 4, doch noch dominiert Android 2.3 bei den Smartphone-Modellen im heise resale Preisradar.

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