Google will bei Motorola 4000 Arbeitsplätze abbauen

Der Handy-Hersteller soll sich aus unprofitablen Märkten zurückziehen, die Produktion von Lowend-Geräten einstellen und sich auf wenige Smartphones konzentrieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bei Motorola Mobility, der von Google übernommenen Handy-Sparte von Motorola, will der Internetkonzern den Rotstift ansetzen und massiv Jobs streichen. Rund jeder fünfte Arbeitsplatz solle verschwinden, es gehe um etwa 4000 Jobs, berichten die New York Times und das Wall-Street-Journal-Blog All Things Digital. Etwa zwei Drittel des Stellenabbaus seien außerhalb der USA geplant.

Die Angestellten sollen bereits über den Stellenabbau informiert worden sein und darüber, dass weltweit rund ein Drittel der Motorola-Vertretungen geschlossen würde. Motorola werde sich aus unprofitablen Märkten und der Herstellung günstiger Geräte zurückziehen, erklärte der neue Motorola-Chef Dennis Woodside der New York Times. Außerdem werde man die Modellpalette verkleinern: Motorola solle sich auf wenige Smartphones konzentrieren und die Produktion von Lowend-Geräten einstellen.

Google hatte Motorola Mobility für rund 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Nach offiziellen Angaben ging es vor allem um das riesige Patent-Portfolio, das der Handy-Pionier besitzt – aus den jüngsten Google-Quartalszahlen ergab sich, dass der Internetkonzern rund 229.000 US-Dollar pro Motorola-Patent bezahlt hat. Die Patente können für Google wichtig sein in den aktuellen Patentkriegen um Smartphones und Android, die in der Mobilfunkbranche toben.

Allerdings bietet Motorola für Google auch die Möglichkeit, selbst mit Android-Smartphones im Markt aktiv zu sein, ohne wie bislang bei den Nexus-Geräten auf Partner wie HTC oder Samsung angewiesen zu sein. Motorola solle auch nicht vollständig in Google integriert werden, sondern als eigenständige Sparte bestehen bleibe. Man wolle Motorola mit den nötigen Ressourcen ausstatten, damit es wieder gewinnbringend arbeiten könne, hieß es erst im Juni von Google.

[Update, 13.08.2012 13:15]:

Ganz ohne positive Ausblicke wollte Woodside die Pläne von Google und Motorola aber wohl auch nicht in der Öffentlichkeit stehen lassen, hatte aber kaum mehr als vage Absichtserklärungen und Marketing zu bieten. Jedenfalls sollen Motorola-Telefone wieder "cool" werden. Dazu beitragen sollen Ideen, die eine kleine Gruppe namens "Advanced Technology and Projects" entwickle. Geführt wird die Gruppe von Regina Dugan, ehemalige Chefin der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency). Dugan war im März dieses Jahres zu Google gewechselt,

Zu den nicht gerade überraschenden Ideen, die Woodside für bessere Motorola-Smartphones nannte, gehören laut New York Times etwa bessere Kameras und lange Batterielaufzeiten. Aber auch Funktionen wie eine Stimmerkennung, die unterscheiden könne, wer sich gerade in einem Raum aufhalte, seien im Gespräch. Ob solche Möglichkeiten allerdings auf Begeisterung stoßen, bleibt abzuwarten: Schon heute gibt es massive Bedenken gegen mögliche Personenidentifikation etwa über Gesichtserkennung per Smartphone.

[Update, 13.08.2012 13:35]:

Mittlerweile sind Googles Pläne zum Stellenabbau bei Motorola auch offiziell bestätigt. In einem Filing bei der US-Börsenaufsicht SEC heißt es, Motorla habe entschieden, die Belegschaft um 4.000 Mitarbeiter von derzeit rund 20.000 Beschäftigen zu reduzieren. Auch dass zwei Drittel des Jobabbaus außerhalb der USA erfolgen, rund ein Drittel der Niederlassungen geschlossen oder mit anderen Standorten zusammengelegt und das Produktportfolio bereinigt werden soll, ist in dem SEC-Filing festgehalten.

Google erwartet durch die Maßnahmen eine Belastung von nicht mehr als 275 Millionen US-Dollar, die vor allem im dritten Quartal in den Bilanzen verbucht werde. Zusätzlich mögliche Restrukturierungskosten könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beziffern.

Die Maßnahmen sollen Motorola wieder profitabel machen, nachdem die Firma in 14 der vergangenen 16 Geschäftsquartale Verluste auswies. Die Aussichten für die kommenden Quartale seien aber weiterhin unsicher: Investoren müssten mit "signifikanten Umsatz-Schwankungen" rechnen. (jk)