Gartner: Handy-Markt erneut geschrumpft

Anstatt ein herkömmliches Handy durch ein neues, ähnlich simples zu ersetzen, spart mancher auf ein Smartphone. Dieses lukrative Geschäft dominieren Samsung und Apple – für andere Betriebssysteme und Hersteller wird die Luft dünn.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 84 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Einfache Handys sind weltweit auf dem Rückzug, und selbst das große Interesse an Smartphones kann die Lücke derzeit nicht ausfüllen. Im zweiten Quartal schrumpfte der Absatz von Mobiltelefonen im Jahresvergleich um 2,3 Prozent auf rund 419 Millionen verkaufte Geräte, wie das Marktforschungsunternehmen Gartner jetzt mitteilte. Die Smartphones machen inzwischen 36,7 Prozent des Marktes aus. Ihre Verkäufe stiegen um 42,7 Prozent.

Samsung ist inzwischen endgültig zu einer Supermacht im Mobilfunk-Geschäft geworden. Im gesamten Handy-Markt führen die Südkoreaner mit einem Anteil von 21,6 Prozent. Bei den lukrativen Smartphones haben sie mit dem Start des neuen Top-Modells Galaxy S3 einen bemerkenswerten Sprung gemacht: Mit 45,6 Millionen Geräten kamen rund 30 Prozent der weltweit abgesetzten Smartphones von Samsung.

Ein Grund für diese klare Führung ist auch, dass momentan viele Apple-Fans auf das kommende iPhone 5 warten, das im Herbst in den Handel kommen dürfte. Apple hielt aber den zweiten Platz im Smartphone-Markt mit einem leicht gestiegenen Marktanteil von 18,8 Prozent. Entsprechend eng ist es für alle anderen: Apple und Samsung bedienen zusammen rund die Hälfte dieses Segments. Kein anderer Hersteller kommt auch nur annähernd an die Marke von 10 Prozent heran, betonte Gartner-Analyst Anshul Gupta.

Absatz Mobiltelefone weltweit laut Gartner (gerundete Werte)
Hersteller Anzahl Q2 2012
Marktanteil % Anzahl Q2 2011
Marktanteil %
Samsung 90,4 Mio.
21,6 69,8 Mio. 16,3
Nokia 83,4 Mio. 19,9 97,9 Mio. 22,8
Apple 28,9 Mio. 6,9 19,6 Mio. 4,6
ZTE 17,9 Mio. 4,3 13,1 Mio. 3,0
LG 14,3 Mio. 3,4 24.4 Mio. 5,7
Huawei 10,9 Mio. 2,6 9,0 Mio. 2,1
TCL 9,4 Mio. 2,2 7,9 Mio. 1,9
HTC 9,3 Mio. 2,2 11,0 Mio. 2,6
Motorola 9,2 Mio. 2,2 10,2 Mio. 2,4
RIM 8,0 Mio. 1,9 12,7 Mio. 3,0
Sonstige 137,2 Mio. 32,8 153,0 Mio. 35,7
Gesamt 419,0 Mio.
100 428,7 Mio. 100

Der angeschlagene Ex-Weltmarktführer Nokia ist der große Verlierer in der aktuellen Statistik: Im gesamten Markt bleiben die Finnen mit einem Anteil von 19,9 Prozent zwar relativ nahe an Samsung. Bei den Smartphones mit ihren hohen Margen sieht es jedoch düster aus: Der Marktanteil des betagten Symbian-Systems brach von 22,1 auf 5,9 Prozent ein. Die neuen Lumia-Smartphones haben zwar nahezu im Alleingang erstmals den Marktanteil von Microsofts "Windows Phone"-Plattform steigen lassen – es ist aber nur eine Verbesserung von 1,6 auf 2,7 Prozent. Die Lücke, die die Abkehr von Symbian hinterlässt, ist damit lange nicht gestopft. Nun setzt Nokia im Herbst mit dem Start von Windows Phone 8 auf eine neue Produkt-Offensive.

Im gesamten Handy-Markt belegt Apple iPhone fest Platz drei mit 6,9 Prozent. Rang vier gehört inzwischen dem chinesischen Hersteller ZTE, der seinen Marktanteil von 3 Prozent auf 4,3 Prozent steigern konnte. Der Grund für den Rückgang des Marktes insgesamt im zweiten Quartal in Folge sei, dass weniger Kunden ihre alten Handys durch neue einfache Geräte ersetzen, erläuterte Gupta. Und nicht alle von ihnen stiegen sofort auf Smartphones um. Mit dem nächsten iPhone und erwarteten neuen Geräten anderer Hersteller dürfte der Markt zum Jahresende aber wieder in Schwung kommen.

Bei den Smartphones führt weiterhin klar das Google-Betriebssystem Android mit 64,1 Prozent. Vor einem Jahr lag der Android-Marktanteil noch bei 43,4 Prozent. Damit kommen Android und iOS zusammen auf knapp 83 Prozent und lassen anderen Betriebssystemen immer weniger Raum. Besonders drastisch sackte der Blackberry-Anbieter RIM ab: auf 5,2 Prozent von 11,7 Prozent vor einem Jahr. (ssu)