Gamescom: Sony zeigt die dunkle Seite der PS3

Ein Aufgebot frischer, wenn auch düsterer Spiele soll Erwachsene auf die betagte Playstation 3 locken. Die PS3 bekommt auch ihren Touchscreen-Controller, der hauptberuflich aber eine Mobilkonsole ist. Und es soll PS-Spiele für Android-Geräte geben.

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Während sich andere Publisher in der Spätphase der aktuellen Konsolengeneration auf das Aufwärmen bekannter Spielemarken beschränken, setzte Sony für seine gealterte PS3 auf neue Titel. In Ermangelung neuer Hardware (ein vermutetes schlankeres PS3-Modell wurde nicht vorgestellt) stellten die Japaner deshalb Inhalte in den Mittelpunkt ihrer Pressekonferenz änlässlich der Spielemesse Gamescom in Köln. Nach "The Last of us" und "Beyond: The Two Souls" kündigte Sony drei weitere düstere Erwachsenenspiele für die PS3 an, die voraussichtlich im kommenden Jahr erscheinen sollen.

Das Horror-Adventure Until Dawn entführt den Spieler mit einer Teenager-Gruppe in ein abgelegenes Blockhaus, wo die Gruppe von brutalen Killern gejagt wird. Stilistisch erinnerte der kurze Trailer an Horror-Filme wie "Texas Chainsaw Massacre", "Wrong Turn" und "Tanz der Teufel". Der Spieler schlüpft in die Rollen der einzelnen Gruppenmitglieder und soll den Ausgang der Geschichte, wer überlebt und wer nicht, beeinflussen können. Entwickelt wird der Titel vom britischen Studio Supermassive Games.

In dem Download-Spiel "Rain" spürt der Spieler geisterhafte Gestalten auf, die nur bei Regen sichtbar werden.

Wie um der Klage über den angeblichen Niedergang der japanischen Spieleindustrie zu widersprechen, zeigte Sony zwei weitere neue Titel seines japanischen Entwicklungsstudios. Das Download-Spiel "Rain" handelt von einer unsichtbaren Welt, in der Personen nur im Regen sichtbar werden, wenn die Tropfen von ihren Körpern perlen. Das Szenario verströmt eine melancholische Stimmung und lässt den Spieler das Mysterium der Regenmenschen aufdecken.

Puppeteer greift das Pinocchio-Thema als düsteres Puppenspiel für Erwachsene auf.

"Puppeteer" wiederum entführt den Spieler in eine schräge Puppenspielerwelt. Als wenn sich Regisseur Tim Burton des Stoffs von Pinocchio angenommen hätte, steuert der Spieler einen kleinen Jungen, der vom bösen König in eine Marionette verwandelt wird und mit einer magischen Schere seine Fäden durchschneiden und seine Häscher bekämpfen kann. Das seitlich scrollende Jump&Run wirkte wie eine düster-skurile Erwachsenenversion von Little Big Planet.

In "Tearaway" spielt Media Molekule auf der PS Vita mit drolligen Pappfiguren.

Dessen Macher Media Molekule zeigten ihr neues Spiel "Tearaway", das sie für die Handheld-Konsole PS-Vita entwickeln .Tearaway spielt in einer Papierwelt, in dem alle Figuren und Objekte aus Papier bestehen. Das Spiel nutzt sämtliche Sensoren der Vita-Konsole und lässt den Spieler beispielsweise aus das rückseitige Touchpad trommeln und mit seinen Fingern scheinbar den Papieruntergrund der Spielewelt durchstoßen.

Den im Vergleich zu anderen Publishern relativ großen Nachschub an neuen kreativen Titeln diskutierte Sony im Anschluss an die Pressekonferenz mit seinen führenden Entwicklern. Diese lobten Sonys Umgang mit Künstlern und verwiesen auf die Wurzeln der Computer-Entertainment-Sparte im Musikgeschäft. Sonys Manager behandelten Spiele-Designer ähnlich wie Musiker und gewährten ihnen relativ große Freiheiten.

Trotzdem seien Videospiele noch immer weit davon entfernt, Kunst zu sein, gab Gavin Moore, Game Director des Japan Studios, zu bedenken und stieß ins gleiche Horn wie Brian Moriarty im vergangenen Jahr auf der Game Developers Conference: "Ich sehe mich eher als Kunsthandwerker denn als wirklicher Künstler. Unsere Spiele kümmern sich noch immer mehr um die Technik als um die Emotionen der Spieler. Wir geben weder politische noch religiöse Statements mit unseren Spielen ab, wie es Kunstwerke tun. Wir müssen Spieler vor allem emotional berühren, sonst können wir keine Kunst schaffen."

Mit Ausnahme von "Tearaway" stellte Sony allerdings keine neuartigen Spiele für die Mobilkonsole PS Vita vor, die nach wie vor unter mangelhaftem Nachschub leidet. Vielleicht auch deshalb will Sony die Mobilkonsole zu einem kleinen Bruder der PS3 umfunktionieren. So werde man neben Download-Titeln künftig auch Retail-Spiele anbieten, die sowohl auf der PS3 wie auch auf der Vita laufen, ohne dass die Kunden für diese doppelt bezahlen müssen.

Was Nintendo kann...: Auch Sony experimentiert mit Tablet-Controllern und will die PS Vita für das bereits etwas ältere "Little Big Planet 2" mit der PS3 koppeln.

Für "Little Big Planet 2" ist ein Add-on in Entwicklung, das die PS Vita in einen Controller für das PS3-Spiel verwandelt. Spezielle Zusatzlevel des Spiels nutzen den Touchscreen der PS Vita für weitere Spielelemente, ähnlich, wie Nintendo dies mit seiner Wii U plant. Die Methode könnte andere Entwickler dazu bewegen, Wii-U-Spiele mit zusätzlichen Tablet-Funktionen auf die PS3 mit angeschlossener PS-Vita zu portieren. Allerdings dürfte das künftige Angebot überschaubar bleiben, weil PS3-Entwickler nicht voraussetzen können, dass Spieler auch eine PS Vita zur Hand haben.

PS-One-Classics sollen für die PS Vita ab dem 28. August angeboten werden. Im Herbst soll zudem der Online-Shop Playstation Mobile starten und kleine Spiele-Apps sowohl für die PS Vita wie auch für Android-Geräte mit Playstation-Zertifikat zum Download anbieten. Neben Smartphones und Tablets von Sony sollen dazu auch kommende Geräte von Asus und das Wikipad gehören. Man darf hoffen, dass das Angebot von Playstation Mobile schneller wächst als das der PS Vita. Diese muss das Weihnachtsgeschäft mit einem sehr überschaubaren Spieleangebot bestreiten, zu dessen Highlights Sony noch Titel wie "Little Big Planet", "Playstation Allstars Battle Royale" sowie Mobilumsetzungen von "Call of Duty" und "Assassins Creed 3" zählt. (hag)