Microsoft: Schlechte Noten für IT an deutschen Universitäten

Der Software-Multi hat eine Studie zu den IT- und Online-Angeboten an deutschen Universitäten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Deutsche Universitäten schöpfen nach Meinung von Microsoft die Möglichkeiten moderner Informationstechnologie nicht aus. IT- und Online-Angebot würden oft zu wünschen übrig lassen. Der Software-Multi beruft sich dabei auf eine in Auftrag gegebene Studie von TNS Infratest, für die 200 Studenten verschiedener Fachrichtungen und Semester befragt wurden, die an deutschen Universitäten eingeschrieben sind und teilweise ein Auslandsstudium absolviert haben.

An vielen Universitäten sei die technologische Basis für einen "digitalen Campus" zwar gegeben, so Microsoft, häufig mangele es aber an attraktiven Diensten und Anwendungen, die die universitären Prozesse unterstützen und damit den Studenten das Lernen leichter machen könnten. Nur 7 Prozent der befragten Studenten hätten deshalb die Bestnote 1 für das IT-Angebot ihrer Universität vergeben. 57 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass es an ihrer Universität ein institutsbezogenes oder zentrales Internetportal gebe, was auch von den meisten als nützlich bewertet wurde. Trotzdem würden die Portale von mehr als der Hälfte der Studenten nie, selten oder nur gelegentlich genutzt.

Die Studie zeige, dass die universitären Portale in der Regel kaum interaktive Prozesse zulassen und vor allem als einseitiger Kommunikationskanal genutzt würden, heißt es in einer Microsoft-Erklärung. Viele Portale dienten der bloßen Informationsverbreitung durch die Universität. So fehle beispielsweise die Möglichkeit, Formulare zum Fachwechsel online einzureichen. 46 Prozent der befragten Studenten hätten angegeben, dass man sich an der Hochschule nicht über das Internet zu Prüfungen anmelden könne. 83 Prozent aller Befragten würden dies aber für wichtig halten.

Von 78 Prozent sei der Wunsch nach einer Online-Übersicht über die eigenen Studienergebnisse sowie die bereits erbrachten und noch ausstehenden Leistungsnachweise geäußert worden. Erst etwas mehr als einem Viertel der Studierenden stehe dieser Service derzeit zur Verfügung. 83 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass keine virtuellen Sprechstunden oder Chats mit Dozenten angeboten würden. Ein weiterer Kritikpunkt sei der zu langsame Informationsfluss. So würden etwa 95 Prozent der Befragten die Online-Bekanntgabe von kurzfristigen Terminänderungen wünschen.

Mehr als 60 Prozent der Studenten bekommen laut Studie ihren Lehrstoff noch mit Tafel und Overhead-Projektor präsentiert. Knapp 70 Prozent der Befragten berichteten immerhin vom Einsatz von Beamern, allerdings ohne Verbindung zum Internet. Neue Methoden wie Chats oder Blogs zur Vernetzung mit Studenten anderer Hochschulen auch im Ausland hätten nur 15 Prozent der Studierenden in der Lehre erlebt. Lediglich 5 Prozent der Befragten seien von den Universitäten regelmäßig virtuelle Arbeitsräume zum Informationsaustausch angeboten worden, obwohl dies von 60 Prozent für sinnvoll erachtete werde. 83 Prozent der Studenten wünschten sich Online-Tests und -Übungsaufgaben.

Im Vergleich würden ausländische Universitäten besser abschneiden, heißt es weiter. So hätten 46 Prozent der Studenten, die einen Teil ihres Studiums im Ausland verbracht haben, das IT- und Online-Angebot der Auslandsuniversität deutlich besser als das der heimischen Hochschule bewertet. Lediglich 23 Prozent der Befragten schätzten das Angebot der deutschen Universität als besser ein. Danach befragt, was die Universität von morgen bieten soll, hätten die befragten Studenten unter anderem geantwortet: Mehr Vernetzung zwischen den Unis im In- und Ausland für mehr Wissensaustausch; Versand von Noten oder aktuellen Nachrichten per SMS auf das Handy; interaktive, virtuelle Lehrveranstaltungen; Möglichkeiten, Vorlesungen als Webcast im Nachhinein online abzurufen; Blogs mit aktuellen Zusatzinformationen zu den Veranstaltungen. (pmz)