EA: Free-to-Play-Geschäftsmodell gehört die Zukunft

Gaming-Riesen wie Electronic Arts haben es über Jahrzehnte verstanden, mit Hardware-Innovationen und Nutzervorlieben Schritt zu halten. Nun versprechen Spiele, die in der Basisversion gratis sind, und der Smartphone-Boom neue Einnahmequellen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Das Geschäft mit Computerspielen steht nach Ansicht eines Spitzenmanagers des Branchenriesen Electronic Arts (EA) vor einem fundamentalen Wandel. Der heute dominierende Verkauf von Software werde "bis Ende des Jahrzehnts" vom Free-to-Play- (F2P-)Ansatz abgelöst, sagte Frank Gibeau gegenüber dpa auf der Gamescom in Köln. Besonders der Boom der Smartphones und Tablet-Computer verhelfe diesem Modell zum Durchbruch.

F2P-Spiele sind in der Basisversion kostenlos, doch zahlen Nutzer für bestimmte Premium-Funktionen oder "Dinge", die ihnen Vorteile in der virtuellen Welt versprechen – zum Beispiel besondere Autos in einem Rennspiel oder Spezialwaffen in einem Ego-Shooter – was sich für manchen Spieler als Kostenfalle ungeahnten Ausmaßes entpuppt. EA verdiente über Jahrzehnte vor allem am Verkauf von Spielen, richtet sich aber seit einigen Jahren auf den digitalen Vertrieb und neue Geschäftsmodelle aus.

F2P – in Asien seit Jahren etabliert – eröffnet der Branche den Zugang zu einem größeren Publikum, erklärte Gibeau, der bei EA dafür verantwortlich ist, bekannte Spiele-Marken an verschiedene Plattformen anzupassen. So könne seine Firma Gelegenheitsspieler ansprechen, die nicht viel Geld ausgeben wollen. Auch neue Märkte ließen sich erschließen. Gleichzeitig werde es weiterhin Nutzer geben, die wie heute 60 US-Dollar (knapp 50 Euro) für ein Spiel ausgeben.

Nach dem Erfolg von Anbietern wie Zynga und Bigpoint setzen allerdings immer mehr Unternehmen auf das F2P-Modell, der Konkurrenzdruck nimmt zu. Gibeau sieht das als einen Vorteil für EA: "Produktionswert, Qualität und Marken werden immer wichtiger" – und hier könne seine Firma punkten.

Auch aus Sicht der Entwickler sieht Gibeau Vorteile: "Wir können viel mehr ausprobieren, weil die Kosten, um etwas zur Marktreife zu bringen, viel niedriger sind." Es sei möglich, eine kleine Version an den Start zu bringen und die Reaktion der Nutzer zu testen, um das Spiel mit der Zeit zu verbessern.

Als Geldbinger der Zukunft sieht Gibeau mobile Geräte. Angesichts der rasanten Verbreitung von Smartphones bestehe die Chance, in den nächsten fünf Jahren zwei Milliarden Nutzer in aller Welt zu erreichen. "Das ist ein großer Wachstumstreiber für unser Geschäft." Wie "Spielerlebnisse und Geschäftsmodelle" in der Branche, die sich "immer neu erfindet", fasste zum Gamescom-Auftakt Martin Lorber in einem Blog-Eintrag zusammen. Darin schildert der PR-Chef und Jugendschutzbeauftragte von EA Deutschland, wie sich sich die Gaming-Industrie über Jahrzehnte hinweg als "Innovationstreiber und Technologiemotor" in Wechselwirkung mit Hardware-Innovationen und dem sich wandelnden Nutzerverhalten fortentwickelt hat.

Im Geschäftsjahr 2012 setzte allein EA weltweit 4,1 Milliarden US-Dollar (derzeit etwa 3,3 Milliarden Euro) um, und es hat nicht den Anschein, dass der Trend zum so genannten Free-to-Play die Einnahmen der Spieleanbieter künftig schmälern würde. (mit Material der dpa) / (ssu)