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Massiver, feiner, abwechslungsreicher

Online-Rollenspiele richten sich nicht mehr nur an Freunde sogenannter High Fantasy, sondern auch in den Tiefen des Weltalls und auf futuristischen Schlachtfeldern darf gemeinsam gestritten werden.

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Von
  • Nico Nowarra

Statt auf simple MonsterprĂĽgeleien setzen die neuen Online-Rollenspiele auf taktische Tiefe, fremdartige Szenarien und soziale Interaktion.

Das zeigt sich nicht zuletzt bei Aion von NCsoft. Hier gerät der Spieler auf den ersten Blick nach klassischem Muster in eine Auseinandersetzung zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, Heiligem und Scheußlichem – allerdings findet dieser in einer ungewöhnlichen Welt statt, die in zwei Teile zerbrochen ist. Die Leere zwischen den Hälften wird zum Schauplatz von Kämpfen zwischen den Bewohnern.

Kommende Online-Rollenspiele (13 Bilder)

Kommende Online-Rollenspiele

Aion kann in puncto Grafik aus denselben Möglichkeiten schöpfen wie aktuelle First-Person-Shooter.

Die Spielfiguren selbst verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten, die ihre besondere Rolle im Weltenkampf unterstreichen. Das Wissen um die Hintergrunde will erst nach und nach freigelegt werden.

Das Spiel lässt einen alten Menschheitstraum virtuell wahr werden und verleiht dem Teinehmer in Gestalt seiner Spielfigur ein Paar funktionsfähiger Flügel, die er nutzen kann, um neue Orte in der Spielwelt zu erreichen. Das ist auch nötig, denn immerhin findet sich manches Ressourcenlager auf schwebenden Inseln, die träge durch die Luft gleiten. Beim Kampf bietet die Möglichkeit des Fliegens taktisch günstige Gelegenheiten. Wer aus erhöhter Position oder im Sturzflug angreift, verschafft sich einen Vorteil.

Die traumhafte Grafik zeigt etwa fliegende halbtransparente Fische in der Nähe größerer Wasserflächen. Die paradiesische Wolkenstadt weist immer wieder durchbrochene Areale im Freien sowie filigrane Türme auf, die sich unglaublich hoch in den Himmel recken. Außerdem gibt es surreal aussehende Kreaturen wie laufende Pilze. Auch die Darstellung der Akteure überzeugt.

Für all diese Pracht kommt die CryEngine 1 der deutschen Softwareschmiede Crytek zum Einsatz. Es handelt sich um das Grafiktriebwerk, das die Entwickler für ihren First-Person-Shooter Far Cry nutzten. Dementsprechend ist das, was man bei Aion sieht, für die Maßstäbe serverorientierter Spiele sehr detailliert und gibt immer wieder zum Staunen Anlass. Dies umso mehr, als man zum Spielen nicht etwa DirectX 10 benötigt. DirectX 9 genügt.

Handfester geht es bei Tabula Rasa vom selben Hersteller zu. Hinter diesem Projekt steckt kein geringerer als Richard Garriott, der Vater der Ultima-Rollenspielreihe. Mittlerweile ist aus Garriott, der sich gern einem Studentenulk folgend als mittelalterlicher "Lord British" präsentierte, der futuristische Anführer "General British" in einem Spiel geworden, das trotz unverkennbarer Rollenspielelemente stark in Richtung Shooter tendiert.

Bei Tabula Rasa ist die Menschheit beinahe vollständig von Außerirdischen vernichtet worden. Ein paar Menschen wurden jedoch gerettet und auf einen weit von der Erde entfernten Planeten gebracht. Dort führen sie einen immerwährenden Kampf gegen die Eroberer der Erde, die sich auch diese neue Welt aneignen wollen.

Tabula Rasa versucht, den schwierigen Spagat zwischen First-Person-Shooter-Action und Rollenspielelementen zu vollziehen. Ob ein Spieler einen Gegner trifft oder nicht, hängt in erster Linie von seinem Geschick im Umgang mit der Maus ab. Die Fertigkeiten seiner Spielfigur sind dagegen nebensächlich.

Eher ein Hybrid-Shooter als ein reinrassiges Rollenspiel ist auch The Agency von Sony Online. Als Geheimagent tritt der Spieler in ein Leben ein, das der Welt von James Bond sehr weitgehend nachempfunden worden ist – einschließlich verschiedener Anspielungen auf typische Running Gags.

Zwei Agenturen schicken ihre Agenten los, um Aufträge rund um die Welt zu erledigen. "U.N.I.T.E." verkörpert den Martini- und Smoking-Lebensstil beliebter Romanspione. Die gegnerische Organisation Paragon hingegen rekrutiert ihre Mitarbeiter aus Ex-Motorradrockern und Ex-Söldnern. Die Programmentwickler charakterisieren diese Seite als "Down & dirty".

Wilde Schießereien sind ebenso Bestandteil der Missionen wie Schleicheinlagen und der Diebstahl geheimer Unterlagen. Zwar entscheidet auch bei The Agency die Hand an der Maus darüber, ob ein Gegner ausgeschaltet wird, jedoch haben die Fähigkeiten der Spielfigur großen Einfluss darauf, auf welche Stärken wie besonders schnelles Nachladen oder präzises Schießen der Spieler bei Bedarf zurückgreifen kann. Ein besonders reizvoller Aspekt bei The Agency ist die Möglichkeit, den persönlichen Alltag ins Spiel einzubinden, indem man sich per E-Mail oder SMS Informationen zusenden lässt, die den Spielablauf voranbringen und die Illusion schüren, man habe tatsächlich neben der gewöhnlichen Identität einen geheimen Agentenjob.

Wie es heißt, will Sony Online für den Serverbetrieb bei "The Agency" keine Abo-Entgelte nehmen, sondern verlegt sich stattdessen aufs Icon Selling. Das bedeutet, die Spieler zahlen für besondere Komfort-Optionen oder spielrelevante Erleichterungen. Dieses Geschäftsmodell war ein wichtiges Thema auf der Messe; viele Hersteller halten es für besonders zukunftsträchtig.

Mit Fantasy im traditionellen Sinne hat man es bei Warhammer Online zu tun, das bei GOA (Dark Age of Camelot) erscheint. Hier sind es edle Elfen, grünhäutige Orks und zähe Zwerge, die ihre Streitereien gegeneinander austragen. Vor allem für diejenigen, die spannende Schlachten zwischen Spielern schätzen, hat Warhammer einiges zu bieten. Es kann beispielsweise ausgesprochen lohnend sein, eine Stadt eine zeitlang nicht anzugreifen. Die Siedlungen wachsen an Wert, wenn sie nicht überfallen werden. Umso größer fällt dann allerdings bei der nächsten erfolgreichen Belagerung die Beute aus. Wer andere Spieler besiegt, erhält dafür nicht nur Erfahrungspunkte, sondern auch zufällig generierte Ausrüstungsgegenstände sowie Gold. Damit wird der Kampf gegen andere Spieler zu einer lohnenden Sache. (psz)