Gamescom: Kultfilm Iron Sky wird zum Spiel

Das polnische Reality-Pump-Team macht aus der finnischen Science-Fiction-Komödie, die in diesem Jahr einen Überraschungserfolg feierte, einen Space-Shooter im Wing-Commander-Stil. Beteiligt: der Visual-Effects-Fachmann des Films sowie Original-Darsteller.

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Von
  • Nico Nowarra

Als Raumpilot der Erde hat der Spieler die Aufgabe, die wendigen Flugscheiben und gewaltigen Zeppelin-Mutterschiffe der angreifenden Mond-Nazis zu bekämpfen.

Der deutsche Publisher Topware Interactive überraschte auf der heute zu Ende gehenden Spielemesse Gamescom mit der Ankündigung, bereits im November dieses Jahres den Space-Shooter Iron Sky Invasion aufs Spielepublikum loszulassen. Vor der Messe hatte praktisch noch niemand von dem Projekt dieser Umsetzung gehört; Topware hat die dafür nötigen Rechte an der Science-Fiction-Kinokomödie des finnischen Regisseurs Timo Vuorensola erst kürzlich erworben.

Auf der dunklen Seite des Mondes hat sich über Jahrzehnte, unbemerkt von der Erdbevölkerung, eine Kolonie von Anhängern des Nazireichs mit hoch entwickelter Dieselpunk-Technologie gehalten. Die Nachkommen der einst in "Reichsflugscheiben" vor der Niederlage im Zweiten Weltkrieg Geflohenen bereiten ihre Rückkehr zur Erde, deren Eroberung und die Errichtung des "Vierten Reichs" vor.

Die "U.S.S. George W. Bush" ist das Kommandoschiff des US-Kontingents auf Seiten der irdischen Streitkräfte.

Zur eher zufälligen, aber verhängnisvollen Begegnung mit der modernen Erdkultur kommt es, als die US-Präsidentin (die als Abziehbild der "Tea-Party"-Leitfigur Sarah Palin ausgelegt ist) auf die Idee verfällt, eine gemeinsame Mondlandung eines weißen und eines schwarzen Musteramerikaners aus dem Werbemodellkatalog würde eine vorzügliche PR für ihre Wiederwahl abgeben. Mit dieser Idee, jeder Menge Selbstironie und einem sarkastischen Pessimismus, der wirklich jeden sein Fett wegbekommen lässt, kam "Iron Sky" in diesem Jahr weltweit in die Kinos. Allein in Deutschland sahen bis Ende Juli rund eine halbe Million Zuschauer den Film. Dieser wurde teilweise über Filmfördermaßnahmen in verschiedenen Ländern, teilweise auch über Crowdfunding mit Hilfe der Online-Community und der Fanbasis von Vuorensolas vorausgegangenem Film "Star Wreck – in the Pirkinning" finanziert. Die Community wurde auch an der Ideenfindung für die Inhalte beteiligt.

Das Spiel, von dem auf der Messe nur erste, wenngleich sehr schön aussehende Sequenzen zu sehen waren, soll nicht nur den Dieselpunk-Look des Films vermitteln, sondern darüber hinaus in den Zwischensequenzen auch neue Szenen mit den Originaldarstellern enthalten, die man nachdrehen will. Die Entwicklung liegt in der Hand des polnischen Studios Reality Pump. Für die Visual Effects zeichnet das Troll-Studio von Samuli Torssonen verantwortlich, das auch bereits die sehenswerten Raumschlachten im Film gestaltete. Torssonen, der im letzten "Star Wreck" die Hauptrolle spielte, hatte durch die erstaunlichen Ergebnisse seiner mit relativ bescheidenem IT-Equipment gestalteten Computergrafik bereits "In the Pirkinning" zum bis dahin tricktechnisch besten finnischen Film gemacht.

Spieltechnisch soll "Iron Sky Invasion" ein reiner Raumflug-Shooter werden, der von den zahlreichen verschiedenen Schiffen der Nazi-Invasionsflotte und der Erdverteidigung lebt. Der Spieler nimmt am Steuer eines Jägers Platz und darf helfen, den Großangriff der Nazi-Streitkräfte auf die Erde abzuwehren sowie deren Basen zu zerstören. Es soll auch möglich sein, an Stationen anzudocken, aufzutanken und die Waffen aufzurüsten. Die Spiel-Versionen der gewaltigen zeppelinartigen Nazi-Mutterschiffe, Flugscheiben und Erdschiffe wie die "U.S.S. George W. Bush" können sich jetzt bereits sehen lassen. Als Plattformen sollen Windows-PC, Mac sowie Xbox 360 und PlayStation 3 versorgt werden. Das Spiel soll in zwei Ausstattungsvarianten erscheinen – einer "Standard Edition" für rund 40 beziehungsweise 50 Euro und einer je 20 Euro teureren "Götterdämmerung-Edition". (psz)