China kündigt Razzien gegen Internet-Pornographie an

Die chinesische Regierung will gegen illegales Glücksspiel, Handel mit Schmuggelware, Betrug und verleumderische Gerüchte im Internet vorgehen und verstärkt ihren Kampf gegen erotische Inhalte.

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Von
  • Peter König

Die Chinesische Regierung startet einen neuen Feldzug gegen Internet-Pornographie, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Pornographische Inhalte im Internet hätten "den Cyberspace verseucht und Chinas junge Geister verdorben", begründete Zhang Xinfeng vom Ministerium für öffentliche Sicherheit (Ministry of Public Security, MPS) die Kampagne.

Im Verlauf des nächsten halben Jahrs will das MPS zusammen mit neun weiteren Ministerien Razzien gegen Anbieter pornographischer Bilder, Texte, Filme oder illegaler Cyber-Stripshows durchführen. Nebenbei möchte man Betreibern illegaler Glücksspiele, Händlern von Schmuggelware und Betrügern im Web das Handwerk legen – und nimmt auch Inhalte ins Visier, die "verleumderische Gerüchte verbreiten", wie es heißt.

Online-Sex-Anbietern drohen in China harte Strafen – im November des vergangenen Jahres wurde der Betreiber einer Porno-Website mit angeblich 600.000 registrierten Mitgliedern von der Polizei festgenommen und später zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nach Angaben der regierungseigenen Nachrichtenagentur Xinhua nutzen in China rund 123 Millionen Einwohner das Internet – die meisten von ihnen seien junge Leute, welche die Regierung vor negativen Einflüssen bewahren wolle. So sollen angeblich 33,5 Prozent der Häftlinge einer Pekinger Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter von gewalttätigen Online-Spielen oder erotischen Webseiten beeinflusst gewesen sein, als sie ihre Opfer ausraubten oder vergewaltigten. Schuld daran seien pornographische Web-Inhalte aus dem Ausland und eine zu lasche Kontrolle im Inland, argumentiert Zhang vom Ministerium für öffentliche Sicherheit. Grund genug für die chinesische Regierung, im Namen des Jugendschutzes eine systematische Zensur des Internets voranzutreiben.

In China wachen tausende Kontrolleure aller Art über die Inhalte im weltweiten Netz. Die Regierung versucht, Seiten über sensible politische Themen und soziale Fragen auf einer Linie mit der Ideologie der kommunistischen Partei zu halten. Zahlreiche kleine Internetcafés mussten schließen. Virtuelle Unterstützung bekommen die Überwacher nun von Zeichentrick-Polizisten, die in China künftig auf größeren Internetseiten und Online-Foren "patrouillieren". Mit den behördlich programmierten Figuren will die Regierung "schädliches Material und Informationen" ausfiltern, berichteten staatliche Medien am Samstag. Seiten mit Online-Spielen, Pornografie oder Betrug seien die Topziele der Kampagne. "Das bloße Erscheinen dieser schwebenden Figuren wird die Leute daran erinnern, dass diese Seiten unter Beobachtung sind", sagte Lu Benfu, ein Internetexperte der Regierung.

Die computeranimierten männlichen und weiblichen Polizisten hätten sich in der Provinz Shenzhen bereits bewährt und sollen Ende Juni im ganzen Land eingeführt werden, zitierte die Agentur Xinhua die Behörden. In Shenzhen gleiten seit vergangenem Jahr die zwei lächelnden Uniformierten namens Jingjing undd Chacha über die Seiten. (pek)