Symbolische Klimaschutz-Aktionen: Licht aus oder Licht an?

Die fünfminütige Mitmach-Aktion "Licht aus! Für unser Klima" wird zwei Tage vor ihrem Termin heiß diskutiert.

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Im Rahmen der symbolischen Mitmach-Aktion "Licht aus! Für unser Klima" ruft eine Allianz aus Medien, Firmen und Naturschutzverbänden Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu auf, am kommenden Samstagabend ein Zeichen an die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Bali zu senden. Wer mitmachen möchte, soll an diesem 8. Dezember von 20.00 bis 20.05 Uhr das Licht ausschalten.

Die Aktion – wobei die Kooperation mit der "Bild"-Zeitung den Umweltverbänden zum Teil schon recht deftige Kritik eingetragen hat – hat nur sehr geringe unmittelbare Auswirkungen auf den gesamten Kohlendioxidausstoß durch Energieerzeugung: Zwar entfallen ungefähr 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs auf elektrische Beleuchtung (Zahl für 1999 aus einem Bericht für das BMU, PDF-Datei hier), und laut ZVEI würden sich jährlich rund 9,6 Milliarden Kilowattstunden durch Energiesparlampen und elektronische Vorschaltgeräte für Leuchtstofflampen einsparen lassen, doch hat der Energieträger Strom lediglich etwa 20 Prozent Anteil am gesamten deutschen Endenergieverbrauch (laut statistischem Bundesamt, Datenreport Energie und Rohstoffe 2006). Das maximale Einsparpotenzial der elektrischen Beleuchtung an der gesamten Endenergie liegt also bei circa 2 Prozent – und fünf Minuten Abschaltung machen lediglich 0,01 Promille der Dauer eines Jahres aus.

Bei Licht aus! geht es also um eine eher symbolische Aktion, für die die Partner Bild-Zeitung, BUND, Google, Greenpeace, ProSieben und WWF werben. Viele Promis haben sich öffentlich zum Mitmachen bekannt, aber auch Firmen, Stadtverwaltungen, Kirchen und andere Institutionen haben fest versprochen, ihre Büro-, Fassaden- oder Objektbeleuchtungen sowie Weihnachtsilluminationen für fünf Minuten abzuschalten.

Kritiker halten die Aktion eher für Aktionismus und werben mit "Licht an! Aber richtig" für nachhaltigere Maßnahmen wie den Umstieg auf (gute) Energiesparlampen oder den Wechsel auf Ökostrom.

Unterdessen meldet die Welt unter Berufung auf RWE-Mitarbeiter und Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Haubrich von der RWTH Aachen, die Aktion Licht aus! könne möglicherweise das Stromnetz lahmlegen: Der plötzliche starke Lastabfall und das anschließende Wiedereinschalten ließe sich möglicherweise nicht durch Pumpspeicherkraftwerke und andere Spitzenlastkraftwerke abfangen, die anders als Kohle- oder Atomkraftwerke kurzzeitig ihre Leistung ändern können. Dann drohen Netzabschaltungen.

Eine ähnliche Aktion französischer Umweltverbände hatte allerdings am 1. Februar 2007 anscheinend keine größeren Probleme verursacht. Doch dass schon vergleichsweise kleine Pannen zu großflächigen Stromausfällen führen können, hatte ja der europaweite Stromausfall nach der planmäßigen Abschaltung einer Höchstspannungsleitung über die Ems vor etwas mehr als einem Jahr gezeigt. Falls die Aktion Licht aus! allerdings noch Abermillionen unfreiwillige Teilnehmer findet, dürfte immerhin ihre Kohlendioxid-Einsparwirkung wachsen.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(ciw)