3D-Innovationszentrum in Berlin eröffnet

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hat die rund 700 Quadratmeter große Forschungs- und Produktionsanlage eröffnet. Er baut darauf, dass die Erstellungskosten für 3D-Inhalte gesenkt und Brillen abgeschafft werden können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Knapp ein Jahr nach der Gründung des 3D-Innovationszentrums hat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler am Dienstag im Vorfeld der IFA die rund 700 Quadratmeter große Forschungs- und Produktionsanlage am Berliner Salzufer eröffnet. Ein Live-Studio, ein Kino, ein Test-Labor und eine Ausstellungsfläche stellen dort eine Infrastruktur zur Verfügung, die den derzeit rund 50 Partnern aus Industrie und Forschung die gemeinsame Weiterentwicklung von 3D ermöglichen soll.

Wirtschaftsminister Rösler guckt 3D.

Durch die dritte Dimension "können für die Menschen virtuelle Welten erlebbar werden", betonte Rösler. Wichtig sei vor allem, die Kosten für die Produktion zu senken. Den "absoluten Durchbruch" für 3D erwartet der Minister erst, wenn das Tiefenerlebnis auf dem Bildschirm ohne zusätzliche Brille möglich wird. Erfreut zeigte sich Rösler, dass Kassenschlager wie Avatar bereits mit Technologie Made in Germany erstellt worden seien. Nun müsse es auch darum gehen, den industriellen Teil von 3D stärker zu betonen und dabei auch den "praktischen Nutzen für den Mittelstand" herauszuarbeiten, etwa in Bereichen wie Maschinenbau, Medizin oder Pharmazie. Hierzulande machten derzeit 2500 Firmen mit 3D einen Umsatz von 9 Milliarden Euro, darunter seien auch viele kleine und mittlere Unternehmen.

Die Idee zu der Einrichtung stammt aus dem im vergangenen Jahr beendeten Projekt PRIME (Produktions- und Projektionstechniken für Immersive Medien), das vom Wirtschaftsministerium gefördert wurde. Organisiert und betrieben wird das Center vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI). Zu den Mitgliedern gehören neben Unterhaltungselektronikunternehmen wie LG, Loewe und Sony und dem Kinotechnikexperten Arri auch Produktionsfirmen wie KUK Film, Chroma und Trixter.

Ralf Schäfer, Chef des neuen Zentrums und Leiter der Abteilung Bildverarbeitung am HHI, verglich den Startschuss für das Labor mit dem für das Farbfernsehen auf der IFA durch Willy Brandt 1967. Es gehe darum, gemeinsam Forschungs- und Vermarktungsinitiativen sowie Arbeitsgruppen etwa für Qualitätsstandards voranzutreiben. Vor allem müsse es gelingen, die Produktionskosten auf das Niveau von HD zu drücken. Derzeit sei eine 3D-Fertigung noch fast doppelt so teuer wie im 2D-Bereich. Über die Investitionskosten für das Center hüllte sich Schäfer in Schweigen. Er unterstrich nur, dass sowohl das HHI als auch die Firmenpartner "erheblich in Vorleistung" gegangen seien.

Kleinere Firmen wollten die Räumlichkeiten seiner Einschätzung nach vor allem als Schaubühne nutzen, Größen wie Sony komme es darauf an, etwa im Medizinbereich voranzukommen. Einen echten Konsortialvertrag für alle gibt es dem Wissenschaftler zufolge noch nicht. Das HHI habe mit bilateralen Kooperationsvereinbarungen begonnen. Diese sähen etwa vor, dass "jeder seine eigenen Patente macht". Bei gemeinsamen Aktivitäten solle ein übergreifender Vertrag zusätzliche rechtliche Sicherheiten bieten.

"Wenn die Industrie zusammenarbeitet, kann 3D ein Massenprodukt werden", erklärte Andreas Spechtler von Dolby. Dafür stellten bequeme Konsummöglichkeiten entsprechender Inhalte einen wichtigen Faktor dar. Vertreter von Sky Deutschland und der Deutschen Telekom, die 3D bereits als eigenständige Programmkomponenten anbieten, waren sich einig, dass sich die "Monetarisierung" von 3D-Inhalten noch schwierig gestalte. Der Fernsehmarkt sei nicht bereit, einen gigantischen Obolus für die Zusatzkomponente zu bezahlen. Wilhelm Mittrich von den imcube Labs ergänzte, dass für die Refinanzierung auch an 3D-Werbespots gearbeitet werden müsse. Aus Sicht der Gerätehersteller führte Detlef Teicher, Technikvorstand bei Loewe, aus, dass die derzeitigen Empfänger vor allem noch bessere Prozessoren benötigten. Ebenso müsse an besseren Displays und Algorithmen für die Umwandlung von 2D in 3D gearbeitet werden. (axk)