Apple-DRM für Drittanbieter

Ein US-Start-up will Apples DRM-System FairPlay an Drittanbieter lizenzieren. Mit an Bord: der notorische Norweger Jon Lech Johansen, der als Teenager durch den Bruch der DVD-Verschlüsselung bekannt wurde.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Die US-Firma DoubleTwist Ventures will die DRM-Verschlüsselung von Apple für Drittanbieter öffnen. Wohlgemerkt: DoubleTwist bietet keine Methode zur Umgehung des Apple-DRM-Systems an. Ganz im Gegenteil: Der Newcomer aus San Francisco stellt Mechanismen bereit, mit denen sich Musikdateien per FairPlay verschlüsseln lassen. FairPlay ist der euphemistische Name der Kopiersperre, die Apple für Downloads aus seinem iTunes Store nutzt.

Wer sollte an einem System Interesse haben, das DRM anwendet, statt es zu entfernen? Online-Musikläden wie Musicload können ihre Inhalte aufgrund ihrer Verträge mit der Musikindustrie nur in DRM-geschützten Formaten ausliefern. Abgesehen vom iTunes Store und dem RealPlayer Music Store nutzen die meisten kommerziellen Download-Portale das DRM-System von Microsoft. Dieses wird jedoch ausgerechnet vom populärsten Musikplayer am Markt nicht unterstützt: Apples iPod.

Über die konkreten Ziele der Firma verrät die DoubleTwist-Website recht wenig: Man beschäftige sich mit dem Reverse Engineering proprietärer Systeme, für die es keine Lizenzmöglichkeiten gebe. Ein Artikel auf der amerikanischen News-Site GigaOM wird konkreter. Demnach steckt hinter DoubleTwist kein Geringerer als Jon Lech Johansen, der mit 15 Jahren dafür bekannt wurde, das Verschlüsselungssystem der Video-DVD geknackt zu haben. Seitdem hat Johansen unter anderem mit seinen Hacks des FairPlay-Kopierschutzes von sich reden gemacht.

GigaOM zufolge besteht DoubleTwist Ventures derzeit aus Johansen und Monique Farantzos. Letztere steht einigen gemeinnützigen Vereinigungen vor und scheint für die unternehmerischen Aspekte des Start-up zuständig zu sein. Dem Bericht zufolge haben Johansen und Farantzos im Januar Apple-Chef Steve Jobs besucht. Dieser habe beim Mittagessen erklärt, Apple sei nicht besonders auf Gerichtsprozesse scharf. Zu diesem Zeitpunkt war ihm aber wohl noch nicht bekannt, was DoubleTwist konkret vorhat. (ghi)