Kinderpornographie im Internet wird brutaler

Die meisten Websites mit kinderpornographischen Inhalten werden laut Internet Watch Foundation in den USA und Russland gehostet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 532 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Laut dem jährlichen Bericht der Internet Watch Foundation (IWF), einer 1996 von Regierung und Unternehmen gegründeten unabhängigen Stiftung zur Bekämpfung vor allem von Kinderpornographie im Internet, hat der Kindesmissbrauch stark zugenommen. Die Zahl der Meldungen bei der Hotline ist letztes Jahr um ein Drittel auf 32.000 angestiegen. Besonders erschreckend sei, dass sich der Anteil der bei der IWF gemeldeten Webseiten mit Bildern, die Vergewaltigung von Kindern oder sadistische sexuelle Praktiken zeigen, von 7 Prozent im Jahr 2003 auf 29 Prozent 2006 vervierfacht habe.

Der Stiftung können über eine "Hotline" Webseiten gemeldet werden, die illegale Inhalte enthalten. Sie bietet täglich aktualisierte Listen mit URLs von Seiten mit kinderpornographischen Inhalten an und fordert Internetprovider dazu auf, diese Seiten zu blockieren.

Der aktuelle Trend belegt nach Ansicht der IWF eine "offensichtlich wachsende Nachfrage" nach Bildern mit schwerem Kindermissbrauch. 60 Prozent aller kommerziellen Websites, die Kinderpornographie anbieten, würden auch Bilder verkaufen, auf denen Kinder vergewaltigt werden. 80 Prozent der misshandelten Kinder seien Mädchen, 91 Prozent sehen auf den Bildern so aus, als würden sie unter 12 Jahre alt sein.

Mit einem Anteil von über 82 Prozent liegt die überwiegende Zahl der Websites, die Kinderpornographie anbieten, auf Servern in den USA (54 Prozent) und in Russland (28,2 Prozent). In beiden Ländern wurde der "Markt" ausgebaut, denn 2005 betrug der Anteil der US-amerikanischen und russischen Seiten von 67,9 Prozent. In Großbritannien habe man allerdings, so die britische Stiftung, praktisch alle kinderpornographischen Bilder "innerhalb der virtuellen Grenzen" auf den Servern im Land entfernen können.

Viele der möglicherweise illegalen Fotos stammen von Foto-Portalen, bei denen die Nutzer Fotos posten können. 10 Prozent der URLs, die IWF 2006 der Polizei gemeldet hat, kommen von solchen Portalen. Beobachtet wurde auch ein neuer Trend bei kommerziellen Anbietern, die ihre Bilder auf anderen Websites als ihren Hauptsites speichern, für die oft schnell Provider und Land gewechselt wird. Da die Bilder, falls sie entdeckt werden, ohne Probleme gelöscht werden können, scheinen nun manche Anbieter dazu übergangen zu sein, einzelne Bilder in Tausenden von Fragmenten abzuspeichern. Wenn ein Kunde bezahlt hat, wird das Bild durch ein Programm zusammengesetzt und kann dann heruntergeladen werden.

Solche "Puzzle"-Bilder könnten eine Möglichkeit darstellen, so vermutet man bei der IWF, die Strafverfolgung zu auszutricksen, da die einzelnen Puzzleteile keine illegalen Inhalte enthalten. In zwei Fällen wurden angeblich die Kunden von Kinderpornographie von den Anbietern betrogen. Diese hatten Name, Adresse und Kreditkarteninformationen der Kunden entwendet, ihre Websites stillgelegt und neue Kinderpornographie-Websites unter dem Namen und mit Verwendung der Kreditkarte registriert.

Einige der größten Anbieter seien schon seit Jahren im Geschäft und hätten sich durch regelmäßigen Wechsel von Provider und landesspezifischer Rechtsprechung einer Strafverfolgung entziehen können. Obgleich die IWF Informationen an die Polizei und international an Interpol und andere Hotlines weitergebe, um eine Strafverfolgung zu ermöglichen, sei es in einigen Ländern schwer, die beanstandeten Inhalte zu entfernen. Ursache dafür seien unterschiedliche Rechtsprechungen und Gesetze, verschiedene Prioritäten der Strafverfolgung oder mangelnde Kooperation der Internetprovider. (fr)