Nvidia stellt Direct3D-10-Grafikchips für die Massen vor

Nvidias neuen GeForce-Modelle 8500 GT, 8600 GT und 8600GTS bieten Direct3D-10-Fähigkeiten bereits zu Preisen von 90 bis 220 Euro und sollen ab sofort im Handel erhältlich sein.

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Von
  • Manfred Bertuch

Die GeForce 8600 GTS erfordert eine zusätzliche Spannungsversorgung.

Nach der Einführung der ersten Direct3D-10-Grafikkartenserie GeForce 8800 im vergangenen November stellt Nvidia den Grafikkarten mit Highend-GPUs nun mit den GeForce-Modellen 8500 GT, 8600 GT und 8600 GTS drei neue Grafikkartenvarianten für das Preissegment zwischen 90 bis 220 Euro zur Seite. Dieses Direct3D-10-taugliche Trio dürfte langfristig die bisherige Mittelklassen-Serie 7600 ersetzen. Karten mit Nvidias neuen Chips sind ab sofort von den verschiedenen Grafikkartenherstellern im Handel und waren vereinzelt bereits am gestrigen Montag in den Preislisten aufgetaucht.

Die 8600 GTS steuert zwei DVI-I-Ausgängen mit Dual Link und HDCP an und kann HD-Videos so auch auf hochauflösenden Displays mit bis zu 2560 × 1600 Bildpunkten ausgeben. Eine neue Video-Engine der GPU soll dabei nahezu vollständig die sehr rechenintensive Dekodierung inklusive der AES128-Entschlüsselung und des H.264-Bitstream-Decoding übernehmen, wodurch man HD-DVD- und Blu-ray-Videos auch auf PCs abspielen kann, dessen Prozessor sonst nicht ausreichend Leistung böte. Bei Blu-ray soll die Video-Engine Bitraten bis 40 MBit/s bewältigen. Der GT-Chip unterstützt selbst kein HDCP; Nvidia überlässt es den Herstellern, ob sie ihre GT-Grafikkarten mit einem HDCP-Chip nachrüsten.

Die beiden GeForce-8600-Ausführungen basieren beide auf dem G84-Chip; während Nvidia die G80-Chips der GeForce 8800 noch in 90 nm fertigt, setzt der Grafikchiphersteller beim G84 auf 80 nm. Er nutzt 289 Millionen Transistoren und arbeitet mit acht Vector4-Shader-Einheiten, die acht Pipelines nach herkömmlicher Sprechweise entsprechen und die je nach Bedarf die Funktion des Vertex-, Geometrie- oder Pixel-Shaders übernehmen (Unified shader). Damit besitzt er ein Viertel der Ausstattung des GeForce 8800 GTX, der es auf 32 Vector4-Shader-Einheiten bringt. Nvidia hat zudem jeder Vierergruppe von Vector4-Shadern nicht vier sondern acht Texturadresseinheiten zugeordnet, die Zahl der Texturfiltereinheiten aber bei acht belassen. Damit kann der G84 pro Takt 16 bilinear gefilterte Texel (Texturpixel) berechnen. Zudem sollen eine Reihe von Optimierungen die Leistung pro Takt gegenüber dem G80 erhöhen.

Bei der GTS-Version liegen der Chipttakt und die Taktfrequenz der Shader-Einheiten mit 675 und 1450 MHz etwas höher als beim GeForce 8800 GTX (575/1350 MHz). Auch der Speichertakt von 1 GHz übertrifft den des GTX-Chips (900 MHz). Der GeForce 8600 GT arbeitet mit 540 MHz Chip- und 1190 MHz Shader-Takt; der Speichertakt liegt bei 700 MHz. Beide Varianten lesen Daten über einen 128-Bit-Bus aus dem GDDR3-Speicher, der meist 256 MByte groß sein dürfte – die Grafikkartenhersteller können aber auch mehr oder weniger Speicher verbauen. Die Leistungsaufnahme einer GeForce-8600-GTS-Karte soll maximal bei 71 Watt, die einer GT-Karte bei maximal 43 Watt liegen; die meisten Karten dürften einen Lüfter zur Kühlung besitzen, einige Hersteller wollen jedoch auch passiv gekühlte Modelle ausliefern. Die Preise schwanken zwischen 190 und 220 Euro (GTS) beziehungsweise 140 bis 150 Euro (GT).

Referenzdesign der Nvidia GeForce 8500 GT

In der DirectX-10-Einstiegsklasse schickt Nvidia den G86-Chip als GeForce 8500 GT an den Start. Er integriert 210 Millionen Transistoren und arbeitet mit vier Vector4-Einheiten sowie Chip-/Shader-Taktfrequenzen von 450/900 MHz. Als Speicher kommt 400 MHz schneller GDDR2-Speicher zum Einsatz, der über einen 128-Bit-Bus angebunden ist. Der GeForce 8500 GT ist ebenfalls mit der neuen Video-Engine ausgestattet, bringt aber selbst kein HDCP, dafür jedoch einen DVI-I-Ausgang mit Dual-Link sowie einen analogen Ausgang mit. Die Leistungsaufnahme von 8500-GT-Grafikkarten soll maximal 40 Watt betragen, der Preis beträgt rund 90 Euro.

Für Hersteller preiswerter PCs will Nvidia wohl bald noch die Varianten GeForce 8400 GS und GeForce 8300 GS mit G86-Chip vorstellen. Sie können mit ähnlichen Taktfrequenzen wie der 8500 GT arbeiten, binden ihren Speicher aber nur über einen 64-Bit-Datenbus an, was sie für aktuelle 3D-Spiele ungeeignet macht. Die Video-Engine soll zumindest beim 8300 GS fehlen.

In ersten Tests mit DirectX-9-Spielen reichen die Reserven des GeForce 8600 GTS bei Half Life 2 und Prey sogar für vierfaches Antialiasing bei 1280er-Auflösung. In Oblivion erreicht der Chip mit HDR und zweifachem Antialiasing ebenfalls noch ausreichende 39 Bilder pro Sekunde. Der Direct3D-10-Chip kommt allerdings nur bei Oblivion und S.T.A.L.K.E.R. an den etwa gleich teuren GeForce 7950 GT aus der Vorgängergeneration heran. Bei Prey und F.E.A.R. liegt der Rückstand bei etwa 25 Prozent und bei Call of Duty sogar bei über 50 Prozent. Der GeForce 8600 GT erreicht 70 bis 80 Prozent der Leistung des GTS-Chips. Der GeForce 8500 GT liegt bei 30 bis 50 Prozent der GTS-Leistung. Die Eignung für Direct3D 10 lässt sich mangels geeigneter Spiele noch nicht einschätzen; ausführliche Ergebnisse bringt c't in Ausgabe 10 (ab Montag, den 30. April, im Handel). (Manfred Bertuch) / (thl)