Investmentfirmen wollen Intelsat offenbar wieder abstoßen

Dem größten kommerziellen Satellitenbetreiber droht nach Informationen des Wall Street Journal das typische Schicksal eines von "Heuschrecken" übernommenen Unternehmens: Finanziell ausgeblutet und hoch verschuldet soll Intelsat wieder verkauft werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Dem weltweit größten kommerziellen Satellitenbetreiber Intelsat droht nach Informationen des Wall Street Journal (WSJ) das Schicksal, das viele wohl für ein von "Heuschrecken" übernommenes Unternehmen befürchten: Die Investmentfirmen, die die Gesellschaft erst vor drei Jahren gekauft hatten, wollen das Unternehmen nach dem finanziellen Ausbluten jetzt offenbar wieder abstoßen. Laut WSJ, das sich auf Branchenkreise beruft, bereitet das Schweizer Finanzinstitut Credit Suisse den Verkauf der inzwischen hoch verschuldeten Intelsat in Form einer Auktion vor. Erhofft werde ein Erlös von bis zu sechs Milliarden US-Dollar, heißt es. Als möglicher Käufer wird unter anderem die Blackstone Group gehandelt – ebenfalls eine private Beteiligungsgesellschaft.

Der einst als überstaatliches "International Telecommunications Satellite Consortium" von 11 Ländern gegründete Satellitenbetreiber war im Jahr 2004 für drei Milliarden US-Dollar an die Investmentfirmen Apollo Management, Madison Dearborn Partners, Apax Partners und Permira Advisors verkauft worden. Nur wenige Tage nach der Übernahme zahlte die Gesellschaft den neuen Eigentümern bereits eine durch Schulden finanzierte Sonderdividende von 350 Millionen US-Dollar. Dieser in der Private-Equity-Branche häufig zu beobachtende Vorgang dient vor allem dazu, den Investoren die mit der Übernahme verbundenen finanziellen Kosten zu erstatten und erste "Erfolgsprämien" auszuzahlen.

Als nächsten Schritt bereiteten die neuen Eigentümer die Übernahme des Rivalen PanAmSat vor, der im Jahr 2005 für 3,2 Milliarden US-Dollar gekauft wurde – ebenfalls finanziert durch neue Schulden, die Intelsat noch auf Jahre hin belasten. Mit einer Flotte von nunmehr 53 Satelliten überflügelte Intelsat den bisherigen Marktführer SES Global. Laut Wall Street Journal stiegen die langfristigen Verbindlichkeiten Intelsats jedoch innerhalb von nur zwei Jahren von 4,8 Milliarden auf 11,2 Milliarden US-Dollar. Allein im vierten Quartal 2006 musste das Unternehmen laut Bilanz (PDF-Datei) 247,6 Millionen US-Dollar für Zinsen aufwenden. Für das Gesamtjahr 2006 stehen Zinsaufwendungen in Höhe von 724,1 Millionen US-Dollar in den Büchern. Intelsats Jahresumsatz belief sich auf 1,66 Milliarden US-Dollar.

Im vierten Quartal 2005, das mit einem Nettoverlust von 67,5 Millionen US-Dollar abgeschlossen wurde, flossen knapp 200 Millionen US-Dollar an Dividenden an die Eigner. Auf der anderen Seite wurden Kostenreduzierungen durchgezogen und Pläne für neue Satelliten schlank getrimmt. Zuletzt hatte das Unternehmen, das sich künftig vor allem auf die Übertragung von HD-TV sowie Regierungsprojekte konzentrieren will, einen Auftrag des US-Militärs erhalten. An Bord des neuen Satelliten IS-14 soll ein Router installiert werden, der eine IP-Verknüpfung von Flugzeugen, Schiffen und Heereseinheiten ohne Umweg über Bodenstationen ermöglicht. Vom "Cross-Band-, Cross-Beam-Routing" verspricht sich das Militär kürzere Latenzen bei der Übermittlung von Bild-, Sprach- und Datenmaterial über große Entfernungen. (pmz)