"Wie die Zeit vergeht" - zum Tode von Karlheinz Stockhausen

Stockhausen, der am 5. Dezember gestorben ist, gilt als Pionier der Musik, die ohne Rückgriff auf klassische Instrumente erzeugt wird.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Komponist Karlheinz Stockhausen ist am 5. Dezember im Alter von 79 Jahren in Kürten gestorben. Stockhausen gilt als Pionier der Musik, die ohne Rückgriff auf klassische Instrumente erzeugt wird. Seine Kompositionsprinzipien beeinflussten die elektronische Musik und zahlreiche Pop-Bands von Pink Floyd bis zur deutschen Band Can, die von seinen Schülern gegründet wurde. Mit seinen Musikexperimenten im "Studio für Neue Musik" des Westdeutschen Rundfunks setzte sich Stockhausen mit Synthesizern und computergenerierter Musik auseinander. Er selbst leitete das Studio von 1962 bis 1990.

Als Pionier der modernen Musik hinterlässt Karlheinz Stockhausen der Nachwelt 280 Werke, von denen die Hälfte der "elektronischen Musik" zugerechnet werden. Sein Opern-Zyklus "Licht" gilt als das größte Projekt der Musikgeschichte seit dem "Ring der Nibelungen" von Richard Wagner. Musikalisch wurde Stockhhausen von seinem Lehrer Olivier Messiaen beeinflusst, technisch vom Physiker Werner Meyer-Eppler, der in Bonn zur Informationstheorie und Phonetik/Sprachsynthese forschte. Der wichtigste Schüler von Meyer-Eppler war Herbert Eimert, der das erwähnte "Studio für Neue Musik" gründete.

Eimert und Stockhausen untersuchten die Formalisierung musikalischer Abläufe, die sie Programmschleifen nannten, ohne dass dabei jedoch mit dem Computer programmiert wurde. Resultat der Forschungen war Stockhausens "Wie die Zeit vergeht", das als theoretisches Hauptwerk des Komponisten gilt. Einige der ausgetüftelten Musikmaschinen und Klanginstallationen von Eimert und Stockhausen sind im Rock-Museum Gronau zu sehen und zu hören, wo auch das Studio der Stockhausen-Schüler Irmin Schmidt und Holger Czukay zu sehen ist.

In der deutschen Kultur-Öffentlichkeit war Stockhausen mit einem Hang zu theatralischen Inszenierungen eine umstrittene Figur. Seine missverständlich wiedergegebenen Kommentare zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 führten dazu, dass eine ganze Reihe altersüblicher Ehrungen gestrichen wurden.

Zum Tode von Karlheinz Stockhausen bringt sein Haussender WDR eine Reihe von Sondersendungen. Die Werkschau beginnt am morgigen Sonntag im WDR-Fernsehen mit dem Film "Licht - Das Welttheater des Karlheinz Stockhausen" (12:30 Uhr), dazu werden in den WDR-Hörfunkprogrammen Ausschnitte aus seinen wichtigsten Werken zu hören sein. (Detlef Borchers) (ps)