Standard für Web-Anwendungen vorgeschlagen

Microsoft legt eine Definition für die Nutzung von Anwendungen über das Internet zur Verabschiedung als Internet-Standard vor.

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Von
  • Jürgen Kuri

Web-Anwendungen sind inzwischen auch für Microsoft ein zentrales Thema: Mit der Version 1.0 von SOAP (Simple Object Access Protocol) stellte die Windows-Firma gestern eine Technik vor, der Standard-Applikationen einfach Web-fähig machen soll. Der Software-Riese hat SOAP 1.0 auch bei der Internet Engineering Task Force (IETF) eingereicht, um den Vorschlag als offiziellen Internet-Standard absegnen und als RFC (Request for Comment) veröffentlichen zu lassen. Schon im September hatte Microsoft erreicht, dass eine vorläufige Version des Vorschlags als Internet Draft veröffentlicht wurde.

SOAP soll nach Angaben von Microsoft völlig unabhängig von Betriebssystemen und Objektmodellen wie dem hauseigenen DCOM oder CORBA der Object Management Group (OMG) sein. Statt der in diesen Objektstandards definierten Kommunikationsprotokolle, etwa dem Internet Inter-ORB Protocol (IIOP) der OMG, baut SOAP auf Remote Procedure Calls und XML auf. Außerdem soll es, anders als bestehende Protokolle, problemlos mit Firewalls einsetzbar sein, die Firmennetze vor Angriffen aus dem Internet schützen. Etwas süffisant formuliert Microsoft in einer Einführung zu SOAP, es gebe auf der Welt wirklich keinen Mangel an Protokollen zur Kommunikation zwischen verteilten Objekten. Keines von ihnen könne aber unverändert in der bestehenden Internet-Infrastruktur benutzt werden. SOAP solle dies ändern.

Die Vorlage von SOAP 1.0 bei der IETF könnte sich jedenfalls als geschickter Schachzug von Microsoft erweisen: Die Firma kam durch die Übernahme von Star Division durch Sun unter Druck. Sun setzt nach eigenen Aussagen vollständig auf die Nutzung von Standardanwendungen mit "schmalen" Clients über das Web. Dem hatte Microsoft anfangs nicht viel entgegen zu setzen, bemühte sich aber, mit der Ankündigung einer Web-Version von Microsoft Office Pari zu bieten.

Ob SOAP sich als Seifenblase entpuppt, die schnell platzt, wird sich zeigen. Die Definition eines Standards für solche Web-Anwendungen, der als offizielles Internet-Protokoll verabschiedet wird, kann Microsoft einen Vorteil gegenüber Konkurrenten wie Sun oder auch Oracle und IBM verschaffen. Diese Firmen setzen auf Java und CORBA für Web-fähige Applikationen -- gegenüber SOAP nehmen sie bislang eine abwartende Haltung ein. (jk)